Brennnessel: Unkraut in der Küche

Die Brennnessel hält Einzug in der Küche. Wir müssen sie nur zu bedienen wissen und rechtzeitig zugreifen. Verfolgt sie uns doch auf Schritt und Tritt im Garten. Um sich dann aber energisch dagegen zur Wehr zu setzen, geerntet zu werden und uns mit ihren feinen Härchen schmerzhaft brennt. Fragt sich nur, wozu soll man sich das antun. Ist ja doch nur Unkraut, oder steckt da noch mehr in den ruppigen Gesellen? Ein nach wie vor unterschätztes Superfood?

Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht

Altes Sprichwort, klassischer Inhalt. Kennen wir alle, zitieren wir gerne, vorzugsweise unseren Kindern gegenüber, als würde das den Nachwuchs auch nur einen Deut interessieren. Tut es selbstredend nicht und so kann ein wenig Introspektion nicht schaden. Denn Hand aufs Herz, wer von uns verlangt schon freiwillig nach einem möglicherweise köstlichen und sehr gesunden, jedoch geschmacklich wenig vertrautem Unkrautgericht, wenn die Alternativen zwischen Pasta und Steak oszillieren?

Brennnessel: Das geheime Wundermittel aus der Natur

Der Aprilregen lässt die Unkräuter sprießen und spielt mir diese direkt in die Hände. “Hoch Norbert” sorgt gleichzeitig für Hochglanz im Garten und gibt mir so den entsprechenden Schubs oder Nudge, wie dieser auch genannt wird. Ein kleiner, feiner und sanfter Anstoß, der mein Verhalten in eine Richtung lenkt, in Richtung Unkraut. Ein kleiner Schubs seitens der Natur, der überwältigt, hält man sich dieses Zusammenspiel einmal genüsslich vor Augen.

Motiviert durch alle gängigen sowie abenteuerlichen Frühjahrskuren zum Entschlacken, die gerade dieser Tage wie besagtes Unkraut aus dem Boden sprießen und durch die Medien gejagt werden, habe auch ich angebissen. Thematisch. Überdenke ernsthaft eine Frühjahrskur.

Entschlacken mit Brennnessel

Der Körper zieht nach und fordert sein Quantum Aufmerksamkeit. Will jetzt auch entschlackt werden, was auch immer das bedeuten mag. Laut Wissenschaft gibt es nämlich gar keine solchen Schlacken und doch hat sich dieses Bild der anhaftenden Ablagerungen hartnäckig in unseren Köpfen eingeprägt.

Wie dem auch sei, so eine erfrischende und wie auch immer reinigende Kur kann jedenfalls nie schaden.

Meine Neugierde ist angestachelt. Obgleich, eine Frühjahrskur im klassischen Sinn mit kübelweise Wasser, kannenweise Tee und kaum Essbarem zwischen den Zähnen muss es für mich dennoch nicht sein. Zumindest nicht für den Anfang.

Unkraut wie Sand am Meer: Love it or eat it!

So plane ich, mich meines Gartens zu bedienen, denn die Natur hält ja nicht umsonst immer etwas bereit für uns. Wozu hat man denn einen Garten? Und massenhaft Unkräuter, denen man ohnedies an die Wurzel gehen will, was in diesem Fall ausnahmsweise einmal von Vorteil ist. Verschwenderisch große Mengen an Brennnessseln!

Gemäß der Aussage eines bekannten Biogärtners „Love it or eat it“, so es um Unkräuter geht, möchte ich diese Idee aufgreifen, dieser seiner Anregung nachkommen und bei der Gelegenheit gleich die wilden Kräuter kulinarisch erledigen. Begebe mich mit meinen undurchdringbaren Gartenhandschuhen und somit bestens ausgestattet auf Wildkräutersafari. Auf die Jagd nach jungen Brennnesseln

Junge Brennnesselspitzen ernten

Geerntet werden vorzugsweise die jungen Triebspitzen, da diese am meisten Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Am besten solange, bis die Brennnesseln zu blühen beginnen. Bis dahin ist noch reichlich Zeit, denn die Blütezeit startet erst im Sommer und beginnt im Juli. Ab diesem Zeitpunkt ziehen sich die Wirkstoffe in der Pflanze zurück und lassen dementprechend in ihrer Wirkung nach. Was schade wäre.

Eines der nährstoffreichsten Nahrungsmitteln der Erde

Die Brennnessel gilt als eine der nährstoffreichsten Pflanze der Erde (Liz Knigth).

Sie ist eine alte Heilpflanze, die einen hohen Vitamin A und C Gehalt aufweist, Kalium, Eisen und andere Mineralstoffe enthält, das Blut reinigt und Giftstoffe aus dem Körper spült. Zudem stärkt die Brennnessel Knochen und Muskeln und hilft, Osteoporose vorzubeugen.

Geradezu ideal für mein Vorhaben!

So betrachtet, befinde ich mich defacto in einer win-win Situation. Die Natur stellt alles zur Verfügung, was wertvoll ist und ich finde vor Ort exakt das vor, was ich für eine erfolgversprechende Frühjahrskur brauche.

Ganz beseelt von so viel Gartenglück, murmle ich mein Mantra, mein Carpe Diem, pflücke den Tag und mache mich mit der Absicht auf den Weg, dasselbe mit den jungen Brennnesselspitzen anzustellen. Pflücken.

Kochen mit Unkräutern

Der Spaß kann beginnen. Damit auch alle etwas von den Brennnesseln haben, starte ich mit einem Nudelgericht und werde die Unkräuter einfach auf der Pasta servieren.

Mit diesem sanften Einstieg in die hohe Küche der Unkräuter, jung und zart, kann nicht viel passieren. Abwehrtechnisch seitens der ab und an etwas heiklen Familienmitglieder, die ihre große Liebe zum Unkraut einfach noch nicht so recht entdeckt haben.

Doch die gewitzte Gärtnerin ist im Grunde ihres Herzens eine Gamblerin, eine Schachspielerin, die es liebt, immer ein paar Züge im Voraus zu planen und in Alternativen unterwegs zu sein. Im Garten wie in der Küche. Denn sollte die Sache schiefgehen, nicht goutiert werden, wäre schon alles bereit für eine kleine Nachbesserung.

Das folgende Rezept stammt aus meinem Arche Noah Kochbuch, das ich von einer lieben Freundin geschenkt bekommen habe. Das Gericht ist einfach und schnell nachzukochen und in jeden Fall einen Versuch wert. Wo doch das Gute wächst direkt vor der Haustür. Noch dazu in bester Bioqualität.

Buchcover Zu Gast bei Arche Noah

Rezept: ​Brennnessel-Nudeln

Zutaten für die Brennnessel Pasta

Spaghetti, frisch gepflückte, junge Brennnesselblätter, eine Prise Salz ins Kochwasser, Olivenöl und eine gute Ration Parmesan. Oder Käse nach Wahl, wie zb Pecorino.

Zubereitung

Die Nudeln im Salzwasser al dente kochen. In der Zwischenzeit die Brennnesselblätter fein hacken oder, wie ich es bevorzuge, mit einer Schere klein zu schneiden. Die gekochten Spaghetti mit Olivenöl und den Brennnesseln mischen, mit dem Käse bestreuen und fertig. Voila!

Immer einen Zug voraus

Oder mehrere. Denn wenn alles gut über die Bühne geht und sich die Akzeptanz der haarigen Brennnessel in einem überschaubaren Rahmen bewegt, plane ich auch schon den nächsten Streich. Wie bereits erwähnt, wie ein Schachspieler, der seine Züge im Voraus im Kopf plant und bereits durchgespielt hat, noch bevor er zum nächsten Zug ansetzt.

Ich werde die Brennnessel in der Suppe versenken, im grünen Gemüseteller unterbringen und meinen täglichen Smoothie damit anreichern.

Brennnessel Smoothie

Hier eine Art Einstiegsvariante zum Ausprobieren mit viel Banane, die notfalls nachgemixt werden kann, sollte dem Smoothie ein molligerer Geschmack zum Vorteil gereichen.

Die Zutatenliste ist dabei überschaubar und die Zubereitung überaus einfach:

  • Junge Brennnesselblätter
  • Banane, soviel wie nötig, so wenig wie möglich
  • Apfel, frisch oder Saft
  • Ein Schuß Zitrone
  • Alles mit Wasser aufgießen und mixen
  • Ein paar Tröpfchen Öl in den Smoothie geben und verrühren. Fertig!

Weitere Brennnessel Speisen

Des weiteren plane ich, kleine Brennnessellaibchen zu formen und diese mit einem knackigen Salat zu reichen und mich an Brennnessel Chips, wenn nicht gar an Brennnessel Wraps zu versuchen. Bis ich vielleicht sogar eines Tages dazu übergehen werde, die Pasta direkt aus Brennnessel Teig zuzubereiten. Wenn alles nach Plan läuft und die Brennnessel bei der Familie auch gut ankommt. Aber das ist momentan noch Zukunftsmusik.

​Einstweilen wünsche ich guten Appetit!

Nachtrag zur korrekten Orthografie der Brennnessel

Weder habe ich mich in diesem Beitrag orthografisch auf Abwege begeben, noch haben Sie sich verlesen. Denn tatsächlich sieht die Rechtschreibung seit 2004/2006 vor, dass sich das haarige Unkraut mit einem weiteren “n” schreibt und somit auf stolze 3n im Wort kommt. Und sollte ich trotz mittlerweile bestem Wissen und aufrichtiger Absicht, die Brennnessel korrekt zu schreiben, eines der aufmerksam nachgebesserten “n” vergessen haben, bitte ich höflichst um Nachsicht.


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Daniela Cortolezis
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