Gespinstmotten auf der Traubenkirsche

Die spinnen, die Motten. Die Gespinstmotten. Die wuselnden Mini Insekten schlagen wieder zu und hüllen unsere Bäume ein. Stellen Sie sich vor, Sie wachen eines Morgens auf und sehen, dass Ihr Baum wie von Zauberhand in Weiß gehüllt ist. Sie könnten meinen, ein Künstler hätte über Nacht den Garten in ein Meisterwerk verwandelt oder ein Magier hätte Ihren Garten in Zuckerwatte gepackt. Doch der wahre Künstler ist viel kleiner, aber nicht weniger beeindruckend: die Gespinstmotte.

Wenn die Bäume plötzlich weiß werden

Haben Sie schon das von Christo gehört? Dem Künstler, der im Rahmen von Kunstprojekten alles bis zur Unkenntlichkeit einhüllte? Gebäude, Brücken, was auch immer er im Visier hatte.

Trägt womöglich der weiße Flor in meinen Traubenkirschen und allen anderen verhüllten Bäumen und Sträuchern seine Handschrift?

Dieselbe Frage stelle ich mir jedes Jahr um diese Zeit, immer dann, wenn die Traubenkirsche ihre Blüten verliert und an ihrer Stelle weiße Fetzen und merkwürdige Gebilde von dem Baum hängen. So als würden Nebelschwaden den Baum umhüllen und ihn unter sich einspinnen.

Gespinstmotten erkennen

Die Gespinnstmotte war’s. Sie ist wie jedes Jahr im Juni wieder zugange.

Bei der Gespinstmotte handelt es sich um kleine, blassgelbe Raupen mit schwarzen Punkten. Sie winden sich zu mehreren in einem Gespinst, das vom Boden aus mehr als Netz, denn als Zentrum ihres Schaffens, bzw. Fressens zu erkennen ist.

Diese gespenstische Verwandlung, die Sie um diese Zeit an Bäumen und Sträuchern beobachten können, ist das Werk der faszinierenden Gespinstmotten. Was auf den ersten Blick wie ein Spuk aussieht, ist in Wirklichkeit einer von vielen selbstgewebten Schutzräumen. Diese dienen als Kinderzimmer für die kleinen Raupen und schützen sie vor den Widrigkeiten der Natur, vor Regen, Wind und vor allem vor hungrigen Vögeln.

Bei Gespinstmotten bilden die Raupen große, auffällige Gespinste in den Ästen von Bäumen. Diese Gespinste sind oft dicht und können ganze Zweige oder sogar Teile des Baumes bedecken. Sie bestehen aus feinen, seidigen Fäden, die von den wendigen Raupen produziert werden und an denen sie sich auch entlang bewegen. Auf-und abseilen.

Die Gespinste sind in der Regel weißlich oder grau und können manchmal mit kleinen Blättern bedeckt sein.

Es gibt eine Vielzahl von Gespinsten in der Natur, die in Farbe, Form und Größe variieren können. Es lohnt sich, genauer hinzusehen und die überraschenden Details dieser Gespinste zu entdecken.

Somit hat die surreale Szenerie weder einen dramatischen Hintergrund, noch gibt es viel Grund zur Sorge. Die Raupen haben sich lediglich einen sicheren Kokon gebastelt und dort Unterschlupf gesucht.

Sind Gespinstmotten gefährlich für den Menschen?

Die Gespinstmotten sind vielleicht nicht unbedingt ein Hingucker und weit entfernt davon, ein Augenschmaus zu sein, aber Gefahr geht von den Raupen keine aus.

Was kann man gegen Gespinstmotten tun?

Im Regelfall ist es nicht notwendig, gegen die Gespinstmotte vorzugehen und diese aktiv zu bekämpfen.

Sind jedoch Obstbäume stark in Mitleidenschaft gezogen, ist es von Vorteil, den Spinner zu bekämpfen. Was sich in der Praxis als gar nicht so einfach herausstellt, denn wenn die Gespinste bereits den Baum oder Strauch überzogen und eingehüllt haben, ist es oft schon zu spät. Die feingesponnenen Netze der spinnenden Insekten lassen alles an sich abperlen und die gut geschützten, zukünftigen Motten können sich auch weiterhin an ihren Blättern laben, ohne groß Gefahr zu laufen, selbst attakiert zu werden.

Außer natürlich, man schneidet sie ab.

Hier die einzelnen Methoden, die Sie gegen die Gespinstmotte in der Hand haben.

  1. Beobachten und Tolerieren
  • Überlegen Sie, ob das Ausmaß der Gespinste ein ernsthaftes Problem darstellt.
  • Wenn die Schäden minimal sind und die Pflanze gesund ist, können Sie die Gespinste einfach tolerieren.
  1. Abschneiden
  • Entfernen Sie vereinzelte Gespinste vorsichtig mit der Hand.
  • Entsorgen Sie die Gespinste mit den Raupen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
  1. Natürliche Feinde fördern
  • Planen und gestalten Sie einen vielfältigen und naturnahen Garten.
  • Bieten Sie Nistkästen für Vögel an und pflanzen Sie blühende Blumenwiesen, um Bestäuber anzulocken.

Sind die Gespinste in erreichbarer Höhe, kann man diese samt ihrem darin herum wuselnden Inhalt entfernen und in die Tonne mit Restmüll befördern. Damit sie unter keinen Umständen wieder in den Kreislauf des Gartens geraten und weiteren Schaden anrichten können.

Aufgrund der schädlichen Auswirkungen von Insektengiften sind natürlich immer auch die natürlichen Feinde der Gespinstmotten betroffen. Sobald sich das Gespinst einmal gebildet hat, gestaltet sich die Bekämpfung der Raupen als äußerst schwierig.

Gleichzeitig ist es beruhigend zu wissen, dass der Befall den übrigen Sträuchern und Bäumen keine Schäden zufügt. Im gleichen Jahr, in dem der Befall auftritt, erholen sie sich und treiben erneut aus.

Wer es dennoch versuchen will, die Netze zu durchdringen und zu den Raupen vorzudringen und zu diesem Zweck zu handelsüblichen Präparaten greift, sollte unbedingt darauf achten, dass es sich um bienenverträgliche Mittel handelt.

Was, wenn die Traubenkirsche von der Gespinstmotte befallen ist?

Auch meine Traubenkirsche ist jedes Jahr aufs Neue von der Gespinstmotte befallen. Auf Grund ihrer stolzen Höhe von mindestens 15 Metern, ist es unmöglich, den kleinen Übeltätern beizukommen. Zumindest in höheren Gefilden. Und schon gar nicht allen Gespinsten.

Was mich in den ersten Jahren nach Entdeckung der kleinen Verpackungskünstler und Blattgourmets rechtschaffen nervös gemacht hat. Solange ich noch nicht wußte, dass von den, zugegebenermaßen nicht sonderlich attraktiven, Spinnern keine ernsthafte Gefahr ausgeht.

Heute bin ich zwar auch nicht unbedingt begeistert von dem merkwürdigen Anblick an meinen mittlerweile auf zwei angewachsenen Traubenkirschen, aber lehne mich dennoch entspannt zurück in der Gewissheit, dass der Spuk bald ein Ende haben wird. Derart entspannt, lasse ich die Gespinstmotte unbeeindruckt ihre Gespinste fabrizieren, da sie keine Gefahr für meine Bäume darstellt. Und ich die Gespinste auch gar nicht alle vom Baum entfernen könnte.

Wenn auch Sie die sonderbaren Gebilde in luftigen Höhen nicht erreichen können, brauchen Sie nicht zu verzweifeln. Nur abzuwarten. Bis der Spuk vorbei ist. Spätestens dann, wenn sich die jungen Larven die Bäuche vollgefressen haben und sich in Schmetterlinge verwandeln. Und verschwinden. Vom Baum und aus unseren Augen.

Wie gehts dem eingesponnenen Baum?

Der Baum bleibt locker, steckt die Fressattacken der kleinen Raupen scheinbar gelassen weg, lässt sie und sich seelenruhig seine Blätter wegschnabulieren und treibt am Ende wieder aus, als wäre nie etwas gewesen. Dürfte sich denken, alles würde gut.

Bis zum nächsten Jahr, wenn die ganze Insektenschar mit ihrer Brut wieder auftaucht und sich in meine Bäume verbeissen und meine Traubenkirschen in ein weißes Netzinferno verwandeln wird. Dann, wenn die Gespinstmotten ausrücken und wenn es von ihrer Seite aus wieder heißt: „Blatt, Marsch!“

Die Traubenkirschen sehen stoisch zu, stillen den Hunger der Raupenbrut und kontern nach einer solchen Fressattacke mit dem Neuaustrieb junger Blätter.

Somit ist die Einschätzung des Baumes den kleinen Raupen gegenüber klar und die Absicht der Gespinstmotte liegt auf der Hand. Was jedoch Christo mit seinen Verhüllungen im Sinn hatte, ist tatsächlich eine andere Geschichte.

Alles wird gut

Trotz des vorübergehenden Anblicks von kahlen Ästen ist das Überleben von Baum und Strauch nicht bedroht. Sie dienen den Raupen lediglich als temporäre Behausung und Nahrungsquelle. Selbst wenn sie vollständig entlaubt werden, zeigen die Bäume eine bemerkenswerte Regenerationsfähigkeit und treiben neu aus.

Seitdem ich nun weiß, mit wem ich es zu tun habe und wer da an den Bäumen klebt, habe ich kein Problem mehr mit den Raupen in der weißen Hülle. Ich lasse die Gespinstmotten ihr Ding machen und beobachte fasziniert, wie sie sich entwickeln. Sehe keinen Grund, hier einzugreifen, bis auf die Tatsache, dass ich mir zu Recherchezwecken hie und da ein kleines Gespinst vom Baum pflücke und ein appetitliches Vogelbuffet zu ebener Erde anrichte. Somit sorge ich nicht nur für eine leckere Mahlzeit für alle Mottengourmets, sondern habe gleichzeitig eine ideale Observationsstation, die es mir ermöglicht, das Gewusel im Gespinst aus nächster Nähe zu beobachten.

Selbst wenn der Anblick der zahlreichen, im Gespinst wuselnden Raupen nicht jedermanns Sache ist, sollten wir ihre Rolle im Ökosystem nicht vergessen. Aus der Perspektive eines Vogels ist so ein Baum voller Raupen eine willkommene und überaus köstliche Futterbeschaffungsquelle für seine hungrigen Mäuler im Nest.

Es ist natürlich, dass wir uns alle um Ihre Pflanzen sorgen, aber in den meisten Fällen sind diese Gespinste harmlos und Teil des natürlichen Ökosystems. Sie können Ihren Bäumen und Sträuchern normalerweise keinen ernsthaften Schaden zufügen. In der Tat sind sie oft ein Zeichen dafür, dass der Garten lebendig ist und von den verschiedensten Lebewesen bevölkert wir. Man muß es sich nur oft genug einreden.


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Kommentare

2 Antworten zu „Gespinstmotten auf der Traubenkirsche“

  1. Claudia Kiery

    Hallo Daniela,
    die Gespinstmotten hatte ich jedes Jahr am Pfaffenhuetchen. Seit der Strauch aus einem anderen Grund weichen musste, habe ich keine mehr. Die verschiedenen Arten der Gespinstmotten sind halt sehr spezialisiert. Aber bisher habe ich mich nicht dazu ueberreden koennen wieder ein Pfaffenhuetchen zu pflanzen. Dabei mag ich die Blueten so sehr und die Rotkehlchen lieben die Fruechte – aber leider nicht die Raupen.
    Viele Gruesse
    Claudia

  2. Sandra

    Ehrlich gesagt, finde ich die Motten interessant und eine spannende Abwechslung. Gerade bei einer Traubenkirsche ist das meiner Meinung nach nicht weiter dramatisch, denn das ist ja eine Pflanze, die sich recht aggressiv verbreitet.
    Am Obstbaum moechte man die Motten natuerlich nicht, ich denke bei leichtem Befall kann man versuchen so frueh als moeglich alles wegzuschneiden.
    Wenn es schlimmer ist, hilft wohl nur ein Mittel – und dann unbedingt schon vor dem Blatt-Austrieb! Dann hat man die groesste Wirkung mit dem kleinsten Schaden.

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