Mistelzweig aufhängen: Von alten Weihnachtsbräuchen

Weihnachtsbrauch Mistelzweig aufhängen

Heute schon geküsst? Unter dem Mistelzweig? Warum Sie einen Mistelzweig aufhängen sollten und welche Kraft der magische Zweig hat. Doch was genau macht diesen besonderen Zweig so magisch und warum sollte er in Ihrem Zuhause nicht fehlen? Vielleicht ist alles, was Sie zum Glück brauchen, wirklich nur ein Mistelzweig entfernt.

Alles, was Sie schon immer über Mistelzweige zu Weihnachten wissen wollten

Heute noch nicht geküsst? Schön und gut, werden Sie sich vielleicht denken. Schön ist er ja, der Mistelzweig. Fragt sich nur, woher bekomme ich auf die Schnelle so ein kusstaugliches Exemplar, sollte ich gerade eines brauchen. Und wo muss ich den Zweig aufhängen, dass er wirkt?

Von Druiden in Vollmondnächten

Den Druiden, die in Vollmondnächten auf Bäume kletterten, um dort Mistelzweige als Zutat für ihre Zaubertränke zu schneiden, sollten wir es vielleicht nicht unbedingt nachmachen. Sind die Bäume eventuell zu hoch, das Mondlicht zu schwach und wer weiß, was sonst noch alles unterwegs auf uns lauern könnte. Im schlimmsten Fall der höchste Fall.

Auf dem Weg zur Mistel

Es stellt sich somit die berechtigte Frage, wie wir jetzt an die Mistel herankommen.

Die Antwort ist so einfach wie praktisch, denn das gute Stück hängt derzeit überall auf den Bäumen herum. Man muss nur wissen, wie man an den adretten Zweig herankommt.

Dazu gibt es natürlich, wie für alles, geeignete Mittel und Wege. Die allerdings im Detail dann doch etwas anspruchsvoller als womöglich gedacht sein können und eine satte Portion Abenteuerlust im Blut, Mut und sinnvollerweise entsprechend taugliches Gartengerät erfordern. Was selbstredend nicht jeder hat.

Für alle Draufgänger jedoch erweist sich bei dieser Mission eine lange Motorsäge als durch und durch nützlich. Sollten Sie selbst mit Ihrer Säge nicht das Auslangen finden, schnappen Sie sich einfach einen Traktor, brettern mit dem Gefährt unter den Baum und beziehen Positition vor Ort. Dann klettern Sie behände auf die Lade und sollten, derart gut aufgestellt, die Mistel mehr oder weniger bequem mit einer großen Astschere vom Baum herunterschneiden können.

Parasit Mistelzweig

Was für Baum und Mistelsuchende de facto eine Win-Win Situation ist. Der eine bekommt das, was er sucht, der andere wird davon befreit. Denn genau genommen ist der Strauch ein lästiger Parasit und jeder Baum ist heilfroh, diesen Schmarotzer loszuwerden, der, einmal dem Baum aufgesessen, diesen im schlimmsten Fall sogar zum Absterben bringen kann.

Im Allgemeinen lassen die Misteln ihren Wirtsbaum leben, liegt es doch in ihrem eigenen Interesse, auch weiterhin aufzusitzen und selbst überleben um zu können. Man nennt diese Form der Aufsitzer auch halbparasitäre Sträucher, solche die dem Baum Wasser und Nährstoffe entziehen, da sie ohne Wirt nicht alleine existieren können. Im besten Fall, und wenn alles gut geht, leben beide Seiten in halbfriedlicher Koexistenz in luftigen Höhen miteinander.

Was macht die Mistel eigentlich so hoch oben auf dem Baum?

Unsere gefiederten Freunde sind für die Verbreitung der Misteln zuständig und machen es uns in diesem Fall nicht leicht, die Mistel zu erhaschen.

Da sich die heimische Vogelwelt gerne an den Beeren der Misteln labt, das für sie ein natürliches Winterfutter ist, transportiert sie dabei automatisch Mistelsamen durch die Lüfte. Diese werden von den Vögeln wieder ausgeschieden, bleiben an den Ästen kleben und gehen dort wieder auf. Ebenso wie Beerenreste am Schnabel auf andere Bäume verteilt werden. Oft in einem kilometerweiten Radius.

Glücksbringer Mistelzweig

Was für den Baum zur Bedrohung werden könnte, lässt manchen von uns das Herz aufgehen. Gilt der Mistelzweig doch seit jeher für viele als Glücksbringer.

Wer Gefallen an den Misteln gefunden hat und die Sache selbst in die Hand nehmen und die kugelrunden und immergrünen Büsche gerne im eigenen Garten ansiedeln möchte, kann das ganz einfach machen und seine eigene Mistelproduktion sofort starten. Kontrolliert, versteht sich.

Dazu schnappt man sich ein paar reife Beeren von einer Mistel, zerdrückt diese und streicht sie in Rindenöffnungen des Zielbaumes. Im Lauf der Jahre entstehen an diesen Stellen Mistelzweige. Auf niedrigem Niveau. ​Denn im Normalfall spielt sich ja alles eher hoch oben im Himmel ab.

Baum mit vielen Misteln

​Wem hingegen das zweifelhafte Glück beschieden ist, den Zweig eigenhändig entfernen zu können, hat natürlich leichtes Spiel. Alle anderen müssen sehen, wie sie zu dieser Pflanze kommen. Denn geküsst wird heute nicht mehr unter dem Baum mit Mistel, sondern unter dem Mistelzweig selbst.

Von Frigga, der Götting der Liebe, ihrem Sohn Baldur und warum Sie unter dem Mistelzweig küssen sollten

Auf der Suche nach dem Ursprung dieses heute so gerne praktizierten Weihnachtsbrauches in der Adventzeit habe ich mich bei den Germanen umgetan. Was keine einfache Mission war, gibt es ja keine schriftlichen Überlieferungen aus dieser Zeit. Dafür jede Menge Spekulationen und Vermutungen, wie sich diese Tradition entwickelt haben könnte.

Eine besonders ins Herz treffende Geschichte ist die Überlieferung von Frigga, der germanischen Göttin der Liebe und ihrem Sohn Baldur, die beinahe in einer Tragödie geendet hätte.

Einst machte sich Loki, der Gott des Feuers, des Schabernacks, des Bösen und der Verwandlung auf, um Friggas Sohn zu töten. In Panik und Verzweiflung, ihr Kind zu verlieren, nahm Frigga in ihrer Not allen Pflanzen, Tieren und sogar der versammelten Steinwelt das Versprechen ab, ihrem Baldur nichts anzutun. Man gab sich kooperativ, nur bedauerlicherweise vergaß Frigga dabei auf die Mistel.

Wenig erstaunlich, dass es so kam es, wie es kommen musste. Der böse Gott Loki entdeckte einen Mistelzweig am Baum, schnitzte daraus einen Pfeil und ließ den bedauernswerten Baldur damit töten.
Die bitteren Tränen, die Frigga in Folge um ihren Baldur vergoss, sollen sich der Sage nach in kleine, weiße Beeren, die den Mistelzweig heute zieren, verwandelt haben.

Der Zweig war fortan weiß beperlt, trug Zeichen der tiefen Trauer, doch das Leid fand überraschend ein Ende. Nach drei Tagen war es Frigga gelungen, ihren Sohn wieder zurück ins Leben zu holen. Voller Glück und Dankbarkeit küsste sie ab da jeden, der unter dem Baum mit dem Mistelzweig durchging.

Und so symbolisiert noch heute ein Kuss unter dem Mistelzweig Glück, Dankbarkeit und ein gutes Leben.

Den Wahrheitsgehalt hintenanstellend, ist es doch eine ergreifende Geschichte, die das Herz berührt und den Fokus auf die zauberhaften Mistelzweige lenkt, die gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit auf den nackten Bäumen ganz besonders gut zur Geltung kommen. Mit ihren lustigen Puscheln an den Ästen. 

Weihnachtsdekoration mit Mistelzweigen

Die herzigen Zweige eignen sich vortrefflich, um damit eine neue Dimension in die Weihnachtsdeko zu bringen. Eine historische geradezu.

Damit die Mistelzweige möglichst lange halten, ist es am besten, sie im Freien aufzuhängen. Einfach kopfüber, mit einem hübschen roten Band adrett zusammengebunden. Zu erwähnen, dass die Mistel es gerne schön kühl mag, erübrigt sich um diese Jahreszeit.

Sehr hübsch machen sich Misteln in unseren erweiterten grünen Wohnzimmern, wie Balkon und Terrasse. In jedem Fall ein Hingucker! ​Noch dazu einer, der das Glück mit sich bringt und zum Küssen einlädt.

Weihnachtsdekoration mit Mistelzweig mit rotem Band

Wen jetzt die Sehnsucht nach einem Weihnachten wie damals plagt, findet hier auf einen Blick einfach umzusetzende Tipps, um Vorfreude aufkommen zu lassen und weitere Weihnachtsbräuche.

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Daniela Cortolezis
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