Die vielen Leben einer Amaryllis

Die Amaryllis ist eine faszinierende und magische Erscheinung, die uns mit ihrer Schönheit und Eleganz jedes Jahr aufs Neue verzaubert. Gönnen Sie sich eine solche bizarre Blumenzwiebel und lassen sich bald schon von der herrlichen Blütenpracht der Amaryllis begeistern. Ob im traditionellen Topf, stilvollen Glas oder in einer bizarren Wachskugel. Die folgende Anleitung ermöglicht Ihnen jahrelange Freude an dieser einzigartigen Weihnachtsblume. Und ja, es gibt die Amaryllis auch in gerade.

Amaryllis überwintern, notfalls in der Küche

Austreibende Amaryllis Zwiebel

In der Küche hat alles begonnen. Denn dort kommen nicht nur die Leute zusammen, sondern tummeln sich neben Obst und Gemüse oft auch Pflanzen aller Art. Hie und da sogar Undercover. So auch in meiner Küche. Eine Amaryllis kam nachlässigerweise unter mein tägliches Grünzeug. Denn statt die Amaryllis Zwiebel nach der letzten Blüte in den Keller zu stellen, dürfte ich sie einfach im Küchendschungel verloren und aus den Augen verloren haben.

Ein wenig peinlich berührt war ich schon, als ich sie erneut entdeckte. Es war eher eine bewusste Wahrnehmung, denn in Wirklichkeit gibt es wenig zu entdecken, wenn ein etwa 45 Zentimeter hohes Amaryllis Blatt zwischen all dem Lauch, jungen Zwiebeln, Knoblauch und Selleriestangen aus seiner Zwiebel herauslugt. Es schien fast, als wäre sie eine von ihnen, eine der vielen Zwiebeln inmitten des Gemüses Chaos.

Im Rückblick muss ich jedoch zugeben, dass die Amaryllis wohl genauso wenig unsichtbar gewesen sein dürfte wie der Eiffelturm oder die Freiheitsstatue zusammen. Dennoch hatte ich ein Brett vor dem Kopf.

Egal, wie es dazu kam, Hauptsache sie war wieder da und sie war wohlauf. Am Ende des Tages ist doch Zwiebel Zwiebel, ganz einerlei, ob Gemüse oder Blume. Zukünftigen Genuss erwarte ich mir indes von beiden.

Die Amaryllis aufwecken: Weihnachten steht vor der Tür

Wo auch immer Sie Ihre Blumenzwiebel überwintern, im kühlen Keller, im Treppenhaus oder alternativ an ungewöhnlicher Stelle, im November oder Dezember, jedenfalls vor Weihnachten, ist es Zeit, sie aus ihrem Schlummer zu holen und zu versorgen. So Sie Wert auf weihnachtliche Blütenpracht legen. Worin auch immer. Denn wer seine Zwiebel kurz vor Weihnachten aus ihrem Winterquartier holt und sich aufgrund der vielen Artikel in einschlägigen Deko Magazinen die Frage stellt, wohin mit ihr, hat nun mehrere Möglichkeiten.

Amaryllis im Topf, im Glas oder in Wachs

Amaryllis

Noch steckt die Pflanze im Vorjahrestopf. Ohne Gewähr auf Dauerhaftigkeit. Sieht man doch die Amaryllis mittlerweile oft auch im Glas, ummantelt in dekorativem Norwegerstrick oder sogar in einer dickbäuchigen Wachskugel eingeschlossen. Was ziemlich futuristisch und fast ein wenig gewagt anmutet und nicht zwingend gute Gefühle hinterlässt. Eher ein beklemmend enges, das Platzangst aufkommen lässt. Für die Amaryllis.

Auch bei mir, obwohl ich selbst nicht zimperlich bin, kaltblütig wie ich meine Orchideen in Wasser kultiviere. Was zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache ist – Orchideen in Wasser zu versenken – und viele allein schon beim Gedanken daran Gänsehaut bekommen. Ein Vorgehen, dass nicht selten für Entsetzen sorgt. Im äußersten Fall sogar zu Aggressionen führt.

Dennoch erscheint mir diese Art der Verpackung, eine Amaryllis in Wachs zu quetschen, als ziemlich brutal. Dolce Vita indes für die Orchideen, die ich für den Rest ihres, für gewöhnlich langen Lebens ohne mit der Wimper zu zucken, in Wasser setze. Aber das ist natürlich eine andere Geschichte.

Doch nicht nur die Orchidee, sondern auch die Amaryllis ist hart im Nehmen. Nimmts gelassen und ist sehr flexibel und anpassungsfähig was ihr Wurzelumfeld anbelangt. Lässt sie sich doch anstandslos in einen Topf mit Erde packen, scheut weder Glas noch Wachs und blüht scheinbar unbekümmert in jedem Gefäß. Mein Exemplar nicht ausgenommen.

Doch bevor ich mir die Frage stelle, ob ein Wechsel vom Topf in Glas angezeigt wäre, prüfe ich die Zwiebel erst einmal auf Herz und Nieren, wie sie den Winter zwischen all dem jungen Gemüse verbracht hat.

Amaryllis in Wachs: Pro & Contra

Unabhängig von dem Ergebnis des Amaryllis Vitalitätschecks, scheide ich die Variante mit dem Wachs gleich von vorneherein aus. Reihe sie an letzte Stelle aller Möglichkeiten, wenn überhaupt. Denn erstens müsste die Pflanze die Tortur eines Wachsbades über sich ergehen lassen und zweitens, siehe Absatz eins. Eine lebende Pflanze in einer Wachskugel klingt nach Albtraum. Und doch ziemlich real und überall zu sehen. Von den Wurzeln im Wachs ganz zu schweigen.

Was passiert mit der Amaryllis im Wachsmantel?

Die Zwiebel wird vorbehandelt und hat in ihrem Inneren alle Nährstoffe gespeichert, die sie für ein augenscheinlich gesundes Wachstum braucht. Doch dann ist es auch schon vorbei mit der Blüherei. Nach der Blüte erlischt die Amaryllis wie die untergehende Sonne in Key West. Prachtvoll, gigantisch, aber final. Denn wo keine Wurzeln mehr sind, und es kann keine mehr geben, da die Unterseite der Wachskugel das gar nicht zulässt, ist kein Wachstum mehr möglich. Somit können Sie sich vorstellen, was mit den Wurzeln vor dem Bad im Wachs passiert ist, bzw. was der Amaryllis widerfährt, bevor sie in Wachs getunkt wird. Ihre Flügel werden ihr brutal gestutzt. Was nichts anderes bedeutet, als dass es für sie nach der Blüte schwer möglich sein wird, zu Wasser und Nahrung zu kommen. Unmöglich.

Dennoch gibt es eine rege Nachfrage nach den Wachskugel, die zu Weihnachten blühen und unsere Heime verschönern. Und hübsch sind sie ja tatsächlich.

Der Trend zur Amaryllis in der Wachskugel

Trendsetter führen jede Menge Argumente ins Treffen, warum die blühende Wachskugel ein Deko Highlight zu Weihnachten ist. Kein Pflegeaufwand, kein grüner Daumen, einfach nur pure Freude, die aus der Wachskugel kommt. So die jungen Wilden, die Fans gepflegter Dekoration, die das Besondere zu Weihnachten suchen.

Die Wachskugeln sind zugegebenermaßen dekorativ, oft verziert, glitzern und schillern wie eine Discokugel, sind platzsparend und kommen so im ganzen Haus zum Einsatz. Machen sich vortrefflich, wenn sie blühen und sind mittlerweile nicht mehr nur für die eigenen vier Wände ein attraktives Deko Element, sondern auch ein beliebtes Geschenk wie Mitbringsel. Blumenzwiebel in Wachs schmutzen nicht und lassen sich ganz ohne lästige Umtopfen einfach universal dekorieren. Auf der Kommode, der Anrichte oder dem Gabentisch. Platz für eine kleine Kugel findet sich so gut wie überall.

Allerdings gilt es zu bedenken, dass die Amaryllis an ihren eigenen Geschöpfen schwer zu tragen hat. Werden die Blüten zu schwer, geraten sie leicht in Schieflage und drohen zu kippen. Nicht anders, als ihre Kolleginnen in Topf und Glas. Doch im Gegensatz zu diesen sind die Wächsernen dem Untergang geweiht, sobald sie verblüht sind. Traurig stimmt auch die Tatsache, dass sie nicht einmal auf dem Kompost ihr Ausgedinge finden können, sondern im Restmüll entsorgt werden müssen.

So gesehen, kein schöner Gedanke.

Die auferstandene Amaryllis

Doch zurück zur Amaryllis, die aus dem Tiefschlaf im Gemüseberg kam. Die Blumenzwiebel hatte das Abenteuer unter ihresgleichen aus der Gemüseabteilung bestens überstanden. Es ging ihr gut.

Kein Wunder, denn entsprechend ihrer ausgiebig genossenen Ruhephase der letzten Monate sah sie frisch aus und wirkte rundum erholt. Strotzte vor Lebenskraft und schien bereit für ihren weihnachtlich Einsatz zu sein. Womit auch zu rechnen war, denn eine pralle Zwiebel verspricht kräftiges Wachstum und ist die beste Voraussetzung dafür, dass die Amaryllis schon bald wieder für ihre Topfgärtnerin üppig blühen wird.

Topfgärtnerisch unterwegs, belasse ich sie vorerst in ihrer alten, wie gewohnten Umgebung. In ihrem Topf vom Vorjahr. Was blühtechnisch kein Problem sein sollte, reicht es doch, eine Amaryllis alle 2-3 Jahre umzutopfen. Wer indes vorhat, seiner Pflanze einen neuen Topf zu spendieren, sollte unbedingt darauf achten, dass die Zwiebel nur bis zur Hälfte mit frischer Blumenerde bedeckt ist. Was reichlich und genug des Guten ist.

Hier nun eine kleine Gießanleitung für die Schöne in eigener Sache, damit mir nicht noch einmal ein solcher Schnitzer unterläuft , wie der Verlust meiner Blumenzwiebel zwischen Gemüse und Gemüseresten, die auf ihr Wiederbelebung oder auch Regrowing, wie es in der Fachsprache heißt, in der Küche warten.

Amaryllis richtig gießen nach der Winterruhe

Zurück im Weihnachtstrubel, wird die Amaryllis an einen hellen, nicht sonnigen, dafür aber warmen Platz gestellt und das erste Mal nach der Winterpause vorsichtig gegossen. Sorgsam deswegen, da sie rasch nasse Füße bekommt und zu viel Wasser zu Fäulnis führen könnte. Gleiches gilt auch umgekehrt und zu wenig Wasser würde die Pflanze schwächen, so dass sie nicht in die Gänge kommt.

Mit einer Ausnahme: Die erste Wassergabe nach der Ruhephase. Gönnen Sie Ihrer Amaryllis ruhig einen kräftigen Schluck frisches Wasser. Eine Art Erste Hilfe, zum Start in die neue Saison. Dann geben Sie ihr etwas Zeit, langsam richtig wach zu werden und warten mit dem nächsten Gießen solange, bis erste zarte Triebspitzen zu sehen sind. Ab diesem Zeitpunkt kann regelmäßig gegossen werden. Jedoch weiterhin mit Bedacht, um die Amaryllis nicht unnötig zu versenken. Je größer die Pflanze wird, desto mehr Wasser braucht sie, um sich entfalten zu können.

Jetzt heißt es warten.

Mehr über die Amaryllis, die Bella Donna der Winterblüher, finden Sie hier. 

Amaryllis

Kommentare

2 Antworten zu „Die vielen Leben einer Amaryllis“

  1. Garteninspektor

    Das Blatt hat sich irgendwann verabschiedet, war zu lang, ist umgekippt und ich habe es dann abgeschnitten. Allerdings sind daneben rasch neue Triebe gekommen. Die Knolle steht heuer ueberhaupt voellig nackt im Glas und hat dort drei kraeftige Blaetter und Wurzeln entwickelt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie mit wenig Wasser gut auskommt. Wenn alles nach Plan laeuft, sollte sie zu Weihnachten bluehen.
    Liebe Gruesse!

  2. Felicitas Piwaronas

    Hallo,
    was passiert mit der im Kuechendschungel vergessene Amaryllis mit dem einen Blatt? Wie kann ich sie im November aktivieren? Einfach zurueckschneiden und umtopfen? Mit wenig Wasser oder ohne zum Bluehen bringen?
    Schoene Gruesse!

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