Haben Sie schon davon gehört, dass man Orchideen in Wasser kultivieren kann? Eine noch nicht allerorts geläufige Methode und womöglich der Durchbruch in der Orchideenpflege. Lesen Sie hier, was Sie erwartet und was Sie von dieser Methode erwarten dürfen. Ein Erfahrungsbericht.
Inhalt
Indoor Gärtnern mit Orchideen
Trotz Hochsommers haben die Regenfälle der vergangenen Wochen die Orchideen in Wasser wieder in den Fokus gerückt. Outdoor Garteln war einfach nicht möglich, versinkt doch der Garten in den andauernden Fluten und zeigt wenig Interesse daran, bearbeitet zu werden. Hat seine Schoten dicht gemacht, hält sich bedeckt und will scheinbar in Ruhe gelassen werden. Da müssen dann die Orchideen herhalten und dürfen sich über eine Extraportion Zuwendung freuen.
Anlässlich dieser gärtnerischen Zwangspause möchte ich Ihnen, so sie die Orchideen in Wasser Methode noch nicht kennen, diese vortreffliche Art, Orchideen zu kultivieren, hier vorstellen.
Orchideen in Wasser kultivieren und Pflegefehler neutralisieren
Wenn es einen schwarzen Daumen geben sollte, dann war meiner einer davon und so hatte ich in der Vergangenheit reichlich mit Pleiten, Pech und Pannen rund um meine Orchideen zu kämpfen. Im Substrat gefiel es ihnen nicht und es war kein Weiterbringen, im Moos war ebenso nichts los und ich stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch. In Sachen Orchideen, versteht sich.
So versuche ich jetzt, quasi als letzten Rettungsanker, den Rest der noch nicht untergegangenen Orchidee in Wasser zu kultivieren. Die Orchidee darf sich freuen, sie wird schwimmen lernen. Sich freischwimmen und Pleiten, Pech und Pannen gehören ab sofort der Vergangenheit an. So der Plan.
Wie eine einfache Methode das Ruder herumreißen kann
Der Ansatz, Orchideen in Wasser kultivieren, verspricht Hoffnung. Denn wieder einmal liegt ein monatelanger und streckenweise zermürbender Versuch hinter mir, eine dieser widerspenstigen Schönheiten in die Gänge zu bringen und zur Blüte anzutreiben.
- Prädikat: sehr bemüht
- Ergebnis: Null und Ende der Vorstellung. Das übrig gebliebene Gerippe ist wie seine Kollegen zuvor auf dem Kompost gelandet.
Die Vorgeschichte ist rasch erzählt: Eine herrliche Orchidee mit traumhaft schönen, gelb-lila Blüten hielt Einzug in der guten Stube und zog auch bald schon aus derselben wieder aus. Verabschiedete sich dauerhaft.
Diesmal wird’s gelingen
Die nächste Kandidatin schien aufs erste deutlich robuster und überaus motiviert, keinesfalls das traurige Los ihrer Vorgängerin zu teilen. Alles wäre somit perfekt gewesen, hätte nicht auch sie Anfang August begonnen zu schwächeln. Was für eine Enttäuschung, dass ausgerechnet diese Orchidee, in die ich so große Hoffnungen gesetzt hatte, in die Knie ging.
Doch diesmal will ich das Spiel um die heißersehnten Blüten gewinnen und so heißt es Kurskorrektur. Denn will man neue und vor allem bessere Ergebnisse erzielen, sollte man zur rechten Zeit auch einen neuen Weg einschlagen. Die „Orchidee in Wasser“ Methode im Hinterkopf, bei der die Orchidee bis über die Wurzeln im Wasserbad schwimmt, habe ich mich nun für diese Methode entschieden.
Einfache Anleitung, um Orchideen in Wasser zu kultivieren
Aller Anfang ist schwer. Mit dieser Anleitung können Sie jedoch Schritt für Schritt die Übersiedlung Ihrer Orchidee begleiten und sie diesen Wechsel so leicht wie möglich machen.
Die Orchidee aus dem Topf befreien
Zu Beginn der Umstellung von festem Substrat in Wasser wurde die Pflanze aus ihrem Topf befreit und die braunen Blätter entfernt. Erfreulicherweise sah der Wurzelkorpus trotz welkenden Blattwerks beeindruckend gesund aus und die Zeichen standen auf grün. Was auf den ersten Blick schon richtig erfolgversprechend anmutete.
Die Reinigung der Wurzeln
Dann konnte in einem zweiten Schritt mit der Reinigung der Wurzeln begonnen werden. Dazu wurde alles vorhandene Substrat zwischen den Wurzeln entfernt. Was sich anfänglich noch etwas unübersichtlich gestaltete, da das Substrat teilweise an und zwischen den Wurzeln klebte und diese verdichtete.
Wasser ist nicht gleich Wasser: Die richtige Mischung macht den Unterschied
Nach vorsichtiger aber gründlicher Reinigung des Wurzelballens wanderte die Orchidee in ihr neues Wasserglas, das mit einer Mischung aus Leitungswasser und destilliertem Wasser gefüllt wird.
Da gerade in unserer Gegend das Wasser sehr kalkhaltig ist, was Orchideen nicht so sehr schätzen, verwende ich zusätzlich zum Leitungswasser destilliertes Wasser und mische beide im Verhältnis zwei zu eins. Zwei Teile destilliertes Wasser, ein Teil Leitungswasser.
Es heißt, das Wurzelwerk benötige für ein gutes Gedeihen einen Teil der im Leitungswasser aufgelösten Salze und solle aus diesem Grund nicht zur Gänze in entkalktem Wasser stehen. Dieser Empfehlung Rechnung tragend, halte ich mich daher an folgende Mischungsempfehlungen:
- Sehr hartes Wasser: ein Teil Leitungswasser, zwei Teile destilliertes Wasser
- Mittelhartes Wasser: ein Teil Leitungswasser, ein Teil destilliertes Wasser und
- weiches Wasser, das ohne Zusatz an destilliertem Wasser das Auslangen findet
Die Wurzeln werden von Substrat befreit und vorbereitet. Dann kann es auch schon losgehen.
Die Umstellung von Substrat auf Wasser
Wem die Idee, Orchideen in Wasser zu kultivieren, noch immer leichtes Baugrimmen verursacht, sollte jetzt tief Luft holen. Denn nun ist es Zeit für den finalen Weg ins Glas und somit ins Wasser. Dabei werden die Wurzeln ins Wasser getippt, jedoch bleiben das Herz der Pflanze und die Blätter im Freien.
Ihre Nährstoffe holt sich die Orchidee aus ihrem Aquarium und aus der Luft. Die Höhe des idealen Wasserstandes liegt bei rund einem Drittel des Fassungsvolumens des Glasgefäßes, kann aber je nach Orchidee Schwankungen unterliegen. Am besten ist es, die weitere Entwicklung der Orchidee zu beobachten und daraus entsprechende Schlüsse hinsichtlich ihres Bedarfes an Wasser zu ziehen. Mehr oder weniger.
Genau das macht diese Methode so attraktiv, denn die Entwicklung der Wurzeln unter Wasser lässt sich zu jedem Zeitpunkt punktgenau verfolgen.
Die ersten Tage nach dem Wechsel vom Substrat in Wasser
Wer Orchideen in Wasser kultivieren will, sollte die Pflanze anfänglich gut im Auge behalten. Denn der Transfer bedarf gerade zu Beginn der Übersiedlung ein wenig Begleitung.
Während der ersten Tage der Umstellung von festem Substrat ins frische Nass war das Wasser noch etwas verunreinigt. Vereinzelte Substratreste schwammen im Glas und trübten die Sicht. Die eine oder andere Wurzel wurde matschig und es bildeten sich Algen, die die Wurzeln ummantelten. Wie von hauchzartem grünen Flor umweht.
Wasserwechsel
Um erst gar keine gröberen Verunreinigungen aufkommen zu lassen, habe ich während dieser Tage das Geschehen im Glas genauestens beobachtet und bei Bedarf regelmäßig das Wasser gewechselt. Gleichzeitig die Wurzeln mit etwas lauwarmen Wasser vorsichtig abgespült und auf etwaige Beläge hin kontrolliert. Algenbelag und matschige Wurzeln wurden sofort entfernt und manchmal musste ich sogar mit Pinzette und Wattestäbchen arbeiten, um unnötigen Verletzungen an den Wurzeln vorzubeugen. Was sich leider nicht immer vermeiden ließ und so ist mir doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine, wenn auch kleine, so doch neue Jungwurzel abgerissen. Sie dürfte sich an einer mikroskopisch kleinen Unebenheit an der Glasinnenseite festgesaugt haben, war beinahe wie angeklebt und ist bei beim Herausnehmen des Orchideenpaketes hängengeblieben und abgerissen. Jetzt hoffe ich auf raschen Nachwuchs.
Erste Lichtblicke im Wasserglas
Erfreulicherweise sah es schon nach einigen Tagen bedeutend heller und klarer im Glas aus und die Algen sind auch weniger geworden. Die Lage im Wasserglas scheint sich stabilisiert zu haben. Die Orchidee ist angekommen.
Wellness für die Orchidee in Wasser
Heute fühlt sich die Orchidee wohl, wächst sichtbar, sieht gut aus und bekommt zwischendurch immer wieder einen kleinen Sprühstoß Wasser über die aus dem Wasser ragenden Wurzeln, der ihr sichtlich bekommt. Die Pflanze hat sich bestens akklimatisiert, tadellos an die neue Situation gewöhnt, wächst und gedeiht. Und um ja auf Nummer sicher zu gehen und ihr auch noch ein zusätzliches Extra an Regenwald Feeling angedeihen zu lassen, darf sie nach dem einen oder anderen Wasserwechsel noch ein paar Stunden trocknen, bevor die Wurzeln wieder ins Wasser getaucht werden. Die Orchidee schweigt und genießt.
Fazit:
Nach drei Wochen Testlauf „Orchidee in Wasser kultivieren“ lässt sich zusammenfassend sagen, dass diese Methode gut funktioniert und erfolgversprechend ist.
Bisher läuft alles prächtig. Im Wasserbad hat sich bereits ein kräftiges Jungblatt sowie zahlreiche frische Wurzelspitzen gebildet. Die Orchidee sieht gesund und kräftig aus und es ist ein ganz besonderes Vergnügen, zu sehen, wie sie nach ihrem Tief plötzlich wieder Fahrt aufnimmt.
Besonderes Highlight dabei ist es, den Wachstumsprozess durchs Glas mitzuerleben zu können.
Die einzige und tatsächlich nicht zu unterschätzende Gefahr sehe ich darin, die zarten Spitzen beim Wasserwechsel nicht zu verletzen!
M. Claude empfiehlt:
Orchideen scheinen von Wasser und Luft leben zu können. Starten Sie einen Versuch und beobachten Sie, wie ihre Orchidee im Wasser zu blühen beginnt.
Wie im Aquarium. Mit oder ohne Lupe, ein großes Vergnügen, großes Orchideenkino!
Die ganze Geschichte rund um diese wirkungsvolle Methode können Sie im Orchideen Experiment nachlesen.
Tipp: Dieser Beitrag ist unter dem Titel “Orchideen in Wasser kultivieren: Ein Erfahrungsbericht” in ähnlicher Form ebenfalls auf dem für alle Orchideenfreunde sehr empfehlenswerten Blog Orchideenfans von Jessica Klepgen erschienen.
Schreibe einen Kommentar