DIE GRÜNE GEFAHR, DIE AUS DEM WOHNZIMMER KOMMT. Neues Jahr, neue Trends und Kuriositäten. Und neue Katastrophen. Kaum ein Tag, an dem man es nicht mit der Angst zu tun bekommen könnte, sobald man die Zeitung aufschlägt. Unabhängig davon, welches Blatt. Die Meldungen der vergangenen Tage lassen mir das Blut in den Adern gefrieren, obwohl ich innerlich koche. Aus Angst vor… |
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NEUE PHOBIE AUF DEM VORMARSCH
Die Liste der möglichen Katastrophen ist so lang wie meine Vorstellungskraft. Doch ist die Angst vor Zimmerpflanzen tatsächlich keine Ente, sondern beinharte Realität und scheint ganz besonders unter der Generation Y zu grassieren.
Eine überraschende Facette unserer Tage, die Angst vor der Zimmerpflanze. Sie greift um sich und hält viele davon ab, jemals den köstlichen Genuss eines Urban Jungle am eigenen Leib zu erleben und zu zelebrieren.
Eine derartige Phobie ist für uns Dauergartler absolut nicht verständlich, geschweige denn nachvollziehbar. Können es uns doch nicht genug der grünen Freunde sein, die uns täglich umgeben und Freude bereiten. Nach denen wir mitunter stündlich sehen, ob es ihnen auch ja gut gehe. Wie ich nach meinen Orchideen, die ich gerade im Rahmen eines messerscharfen Experiments auf Herz und Nieren teste und worüber ich in meinem demnächst neu erscheinenden Buch berichten werde.
Was passiert, wenn Zimmerpflanzen Angst machen?
Ist es schlichtweg mangelnde Bereitschaft, Verantwortung übernehmen zu wollen? Ist es die Sorge, sich womöglich nicht gut genug um die Pflanzen kümmern zu können oder einfach eine schlechte Erfahrung aus der Vergangenheit, sein Pflänzchen übel zugerichtet und versenkt zu haben?
Dass dies kein Scherz ist belegt eine aktuelle britische Umfrage, die 2000 Personen im Alter von 25 bis 39 Jahren zu ihrer Angst vor Zimmerpflanzen befragt hat und in der 20 Prozent der Befragten angaben, sich lieber einer Wurzelbehandlung (kein Wortspiel) zu unterziehen, als sich dem emotionalen Stress auszusetzen, den eine Zimmerpflanze mit sich brächte. So das überraschende Ergebnis einer ohnedies schon befremdlichen Befragung.
Unvorstellbar für die einen, denen der Wohnzimmer Dschungel ihre ganz spezielle Blattform (Wortspiel) an grünen Freunden ist, mit denen sie ständig in Kontakt bleiben wollen. Eine Art Plantbook für Zimmerpflanzenverrückte. Eine Spezies Antagonisten, die den Pflanzenphobikern fassungslos gegenüberstehen.
SIND ZIMMERPFLANZEN BESSERE HAUSTIERE?
Sollten Sie jetzt denken, der Vergleich sei an den Haaren herbeigezogen, dann irren Sie. Denn tatsächlich stellte sich schon manch einer die Frage, warum es eigentlich noch nicht Usus sei, vor Anschaffung exotischer Zimmerpflanzen wie zb Palmen, sich im Vorfeld eingehend darüber zu informieren. Wie man es vor der Anschaffung von Haustieren für gewöhnlich macht. Kein Mensch holt sich einen Hund ins Haus, ohne sich vorher genauest zu informieren. Warum sollte das nicht auch für unsere grünen Freunde ebenso Gültigkeit haben?
Ganz schön verrückt!
Aber nicht für uns Pflanzenverrückte. Für mich als Zimmerpflanzennärrin, die ich meinen Schätzchen nicht nur gut zurede und sie ermuntere, hübsch artig zu blühen und ihnen im Gegenzug hie und da sogar ein Ständchen darbiete. Im Rahmen meiner beherzten musikalischen Fähigkeiten. In Wahrheit scheinen jedoch nicht alle meiner Grünen großen Gefallen daran zu finden. Aber es ist mir wichtig, ich bleibe dran, herze, pflege, gieße, füttere sie alle so gut ich kann und trällere weiter.
Dabei schweifen die Gedanken in die Zeit zurück, als ich selbst noch Aktivistin dieser Generation Y war. Eine unbeschwerte Periode voller Enthusiasmus für Zimmerpflanzen aller Art. Mit Grünzeug vollgepfropfte Zimmer waren keine Seltenheit und würden heute jedes Urban Jungler Herz nur so auf und nieder hüpfen lassen. Monstera, Palmen und Kakteen wurden beim jedem Umzug mitgeschleppt und durften auch ab und an ihre Tauglichkeit als Wüstenpflanze unter Beweis stellen. Ein Alptraum einer jeden Zimmerpflanze, die nicht als Kaktus auf die Welt gekommen war, aber in jedem Fall ein Dialog zwischen Mensch und Pflanze auf Augenhöhe.
SIND ZIMMERGÄRTNER IMMER AN ALLEM SCHULD?
Nicht immer liegt es am Urban Jungler, der glauben mag, den Anforderungen der Zimmerpflanze nicht gerecht werden zu können und alles falsch zu machen. Das wäre dann doch zu simpel. Denn manche Pflanzen sind von Haus aus krank und kommen schon in geschwächtem Zustand an ihrem neuen Domizil an. So nimmt es auch nicht Wunder, wenn sie nicht lange durchhalten. Das Übel kommt in diesem Fall von anderer Seite, kommt immer wieder vor und ist ungünstigerweise oft auch nicht zu erkennen. Schon gar nicht auf den ersten Blick.
Gerade bei Orchideen keine Seltenheit. Die Schönen kommen in üppiger Blüte daher, um kurze Zeit später alles Grün und Blühzeug abzuwerfen, was möglich ist. Übrig bleibt ein von Tag zu Tag unansehnlicher werdendes Gerippe. Nicht mehr als ein ins Helllbraun verfärbter Blütenstiel, der seinen Kollegen folgt und ebenfalls nur darauf wartet, endlich das Handtuch werfen zu werfen. Allerdings wie ein braver Kapitän, der sein sinkendes Schiff als Letzter verlässt.
Die Gründe für einen solchen, gar nicht selten vorkommenden Niedergang sind vielfältiger Natur. Schädlinge, die sich entschlossen haben, ihre jährliche Kreuzfahrt auf genau einer solchen Orchidee anzutreten, die neu ins Haus kommt. Munter mit an Bord sind, kaum legen sie in unseren heimischen Gefilden an.
Aber es sind nicht nur Schädlinge, die Probleme bereiten. Dem Pflanzenschwund können völlig natürliche Gründe zugrunde liegen, von denen wir nicht immer ausreichend Kenntnis haben. So ist leider noch nicht hinlänglich bekannt, dass nicht nur Igel und Schildkröten Winterschlaf halten, sondern auch manche Pflanzen während der Wintermonate zu ruhen pflegen. Da hilft dann tatsächlich das Wissen um diesen Umstand und eine große Portion Geduld. Ideal auch ein kleiner, ruhiger Rückzugsort für den Winterschläfling.
Natürlich kann es auch passieren, dass kleine Missgeschicke bei der Pflege auftreten. Selbst dem erfahrensten Gärtner gelingt nicht alles wie aus dem Lehrbuch. Vor Pleiten, Pech und Pannen ist niemand von uns gefeit.
ZIMMERPFLANZEN MACHEN GLÜCKLICH
Schädlinge, Pflegefehler und ein Mangel an Geduld können mitverantwortlich für die Malaise rund um das Drama der Zimmerpflanzen Phobiker sein. Was vielfach dazu führt, dass oft gleich die ganze Pflanze flink entsorgt wird. Will man sich ja schließlich nicht mit abgeblühten Pflanzenresten, die kurz vor dem Untergang stehen, das stilvolle Ambiente seiner vier Wände verschandeln. Abgesehen von der entsetzlichen Vorstellung, wieder einmal versagt zu haben. Eine Erfahrung, die durchaus in Angst münden und zur Pflanzenverweigerung führen kann. Zur Angst vor Zimmerpflanzen.
Doch könnten die Bedenkenträger dieser Generation durchaus unerschrockener und mit gutem Gewissen ans Werk gehen, denn sie haben immerhin den berühmten fifty fifty Joker in der Hand. Es kann gut gehen, muss aber nicht.
Sie bräuchten nicht zu zaudern und könnten ausgestattet mit der Gewissheit, nicht an jedem Untergang schuld zu sein, deutlich unbekümmerter und weniger verzagt ans Werk gehen und einen neuerlichen Versuch wagen. Selbst wenn dieser missglückt und das Projekt in die Hose geht. Beim nächsten Versuch ist das Licht garantiert schon viel heller, bei der nächsten Pflanze das Grün schon viel grüner.
Für ganz grüne Anfänger, hier eine herrliche einfache Einstiegspflanze, die Grünlilie. Fast mit Gelinggarantie.
Es ist einen Versuch wert, weil Zimmerpflanzen glücklich machen!
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