Über die Angst vor Zimmerpflanzen

Wer hat Angst vor Zimmerpflanzen? Niemand! Und doch ist sie plötzlich ist sie da, die grüne Gefahr, die aus dem Wohnzimmer kommt. Eine Angst, die mittlerweile mehr Menschen verspüren, als man glauben möchte. Zumindest wenn man den Meldungen der vergangenen Tage Glauben schenken darf. News, die mir das Blut in den Adern gefrieren lassen, obwohl ich innerlich koche.

Neue Phobie auf dem Vormarsch

Ängste und Phobien sind weit verbreitet und die Liste der möglichen Schrecken scheint von Haus aus endlos. Doch hätte ich nie erwartet, dass es soweit kommen würde, dass sich am Umgang mit Zimmerpflanzen seit neuestem die Geister scheiden.

Laut Berichten in den Medien breitet sich derzeit eine neue Phobie aus, die ängstliche Gemüter in Aufruhr versetzt und beinahe unglaublich klingt: Die Angst vor Zimmerpflanzen.

Tatsächlich handelt es sich hierbei nicht um eine bloße Schlagzeile, auch um keine Zeitungsente, sondern um bittere Realität. Wobei hinzugefügt werden muss, dass diese Furcht insbesondere unter der Generation Y weit verbreitet zu sein scheint.

Zimmerpflanzen: Grüne Freunde oder Feinde?

Die wachsende Verbreitung einer solchen Zimmerpflanzenphobie in unserer Zeit ist zweifellos mehr als überraschend. Hindert doch eine schwer greifbare Angst, wie die vor unseren liebsten grünen Freunden viele Menschen daran, jemals die Freuden an einem eigenen, kleinen Wohnzimmer Dschungel zu erfahren und zu genießen.

Für leidenschaftliche Gärtner ist diese Phobie nur schwer verständlich und kaum nachvollziehbar. Können wir doch nie und nicht genug von unseren grünen Freunden bekommen. Wer einmal grüne Luft geschnuppert hat, will immer mehr. Mehr Zimmerpflanzen, die uns umgeben und täglich aufs Neue Freude bereiten.

Im Visier der ZimmergärtnerIn

Wir pflegen sie mit Hingabe und nach bestem Wissen. Darüber hinaus soll es sogar vorkommen, dass manche von uns regelmäßig, oft sogar stündlich einen Blick auf unsere MitbewohnerInnen werfen, um sicherzustellen, dass es ihnen gut geht. Kein Witz, sondern nüchterner Fakt, genau wie die Phobie vor den Grünen.

Woher ich das weiß? Nun, ich muss gestehen, ich handhabe es ebenso und lasse den gefühlt stündlichen Kontrollblick über meine Pflanzen schweifen.

In meinem Fall besteht die Zielgruppe aus einer lustigen Truppe Orchideen, mit denen ich gerade zugange bin. In einem aufregenden Experiment teste ich sie auf Herz und Nieren, um demnächst darüber zu berichten.

Woher kommt die Angst vor Zimmerpflanzen?

Ist es schlichtweg mangelnde Bereitschaft, Verantwortung übernehmen zu wollen? Ist es die Sorge, sich womöglich nicht gut genug um die Pflanzen kümmern zu können oder einfach eine schlechte Erfahrung aus der Vergangenheit, sein Pflänzchen übel zugerichtet und versenkt zu haben?

Manch einer musste vielleicht hilflos den traurigen Verfalls einer geliebten Pflanze miterleben müssen und sich anschließend geschworen, es nie wieder zum Äußersten kommen zu lassen. Übrigens ein Gedanke, den ich von meinen anfänglichen Bemühungen, Orchideen nicht sofort zu vernichten, gut kenne.

Solche negativen Erfahrungen können die Angst vor Zimmerpflanzen verstärken und die Bereitschaft zur Pflege und Hingabe einschränken.

Dennoch sollten wir uns nicht von diesen Ängsten und Vorbelastungen einschränken lassen. Jeder kann lernen, wie man für Zimmerpflanzen sorgt und Freude an der grünen Pracht findet. Es bedarf nur etwas Geduld, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen. Unsere Zimmerpflanzen sind geduldige Lehrer, die uns mit ihrem Wachstum und ihrer Schönheit belohnen, wenn wir uns um sie kümmern.

Emotionaler Stress im Umgang mit Zimmerpflanzen

Sie können das alles kaum glauben?

Dass dies kein Scherz ist, belegt eine aktuelle britische Umfrage, die 2000 Personen im Alter von 25 bis 39 Jahren zu ihrer Angst vor Zimmerpflanzen befragt hat und in der 20 Prozent der Befragten angaben, sich lieber einer Wurzelbehandlung (kein Wortspiel!) zu unterziehen, als sich dem emotionalen Stress auszusetzen, den eine Zimmerpflanze mit sich brächte.

So das überraschende Ergebnis einer ohnedies schon befremdlichen Befragung.

Plantbook

Unvorstellbar für die einen, denen der Wohnzimmer Dschungel ihre ganz spezielle “Blattform” – an dieser Stelle handelt es sich tatsächlich um ein Wortspiel – an grünen Freunden ist, mit denen sie ständig in Kontakt bleiben wollen. Eine Art Plantbook für Zimmerpflanzenverrückte.  Eine Spezies Antagonisten, die den Pflanzenphobikern fassungslos gegenüberstehen.  

Sind Zimmerpflanzen bessere Haustiere?

Sollten Sie jetzt denken, der Vergleich sei an den Haaren herbeigezogen, dann irren Sie. Denn tatsächlich stellte sich schon manch einer die Frage, warum es eigentlich noch nicht Usus sei, vor Anschaffung exotischer Zimmerpflanzen wie beispielsweise Palmen, sich im Vorfeld eingehend darüber zu informieren. Wie man es vor der Anschaffung von Haustieren für gewöhnlich macht. Kein Mensch holt sich einen Hund ins Haus, ohne sich nicht zuvor genauestens über Tier und artgerechte Haltung informiert zu haben. Warum sollte das nicht auch für unsere grünen Freunde ebenso Gültigkeit haben?

Klingt vielleicht ganz schön verrückt. Aber nicht für uns Pflanzenverrückte.

Für mich als Zimmerpflanzennärrin, die ich meinen Schätzchen nicht nur gut zurede und sie ermuntere, hübsch artig zu blühen und ihnen im Gegenzug hie und da sogar ein Ständchen darbiete, ist das völlig normal. Das Ständchen im Rahmen meiner beherzten musikalischen Fähigkeiten, versteht sich. In Wahrheit jedoch scheinen nicht alle meiner Zimmerpflanzen großen Gefallen daran zu finden. Aber es ist mir wichtig, ich bleibe dran, herze, pflege, gieße, füttere sie alle so gut ich kann und trällere unverdrossen weiter. Im übrigen soll auch Mozart Wunder wirken.

Dabei schweifen die Gedanken in die Zeit zurück, als ich selbst noch Aktivistin der Generation Y war. Eine unbeschwerte Periode voller Enthusiasmus für Zimmerpflanzen aller Art. Mit Grünzeug vollgepfropfte Zimmer waren keine Seltenheit und würden heute eines jeden Urban Jungler Herz nur so auf und nieder hüpfen lassen.

Monstera, Palmen und Kakteen wurden beim jedem Umzug mitgeschleppt und durften auch ab und an ihre Tauglichkeit als Wüstenpflanze unter Beweis stellen. Ein Alptraum einer jeden Zimmerpflanze, die nicht als Kaktus auf die Welt gekommen war, aber in jedem Fall ein Dialog zwischen Mensch und Pflanze auf Augenhöhe.

Gedanken, wieder Verantwortung der Zimmerpflanze gegenüber nicht gewachsen zu sein, würde sich erst im nächsten Jahrhundert entwickeln und zum Tragen kommen.

Sind Zimmergärtner immer an allem schuld?

Nicht immer liegt es am Urban Jungler, der glauben mag, den Anforderungen der Zimmerpflanze nicht gerecht werden zu können und alles falsch zu machen. Das wäre dann doch zu simpel.

Denn manche Pflanzen sind von Haus aus krank und kommen schon in geschwächtem Zustand an ihrem neuen Domizil an. So nimmt es auch nicht Wunder, wenn sie nicht lange durchhalten. Das Übel kommt in diesem Fall von anderer Seite, kommt immer wieder vor und ist ungünstigerweise oft auch nicht zu erkennen. Schon gar nicht auf den ersten Blick.

Was gerade auchh bei Orchideen keine Seltenheit. Die Schönen stellen sich in üppiger Blüte ein, um kurze Zeit später alles Grün und Blühzeug abzuwerfen, was möglich ist. Übrig bleibt ein von Tag zu Tag unansehnlicher werdendes Gerippe. Nicht mehr als ein ins Helllbraun verfärbter Blütenstiel, der seinen Kollegen folgt und ebenfalls nur darauf wartet, endlich das Handtuch zu werfen. Allerdings ganz der brave Kapitän, der sein sinkendes Schiff als Letzter verlässt.

Die Gründe für einen solchen, gar nicht selten vorkommenden Niedergang sind vielfältiger Natur. Schädlinge, die sich entschlossen haben, ihre jährliche Kreuzfahrt auf genau einer solchen Orchidee anzutreten, die neu ins Haus kommt. Munter mit an Bord sind, kaum legen sie in unseren heimischen Gefilden an.

Aber es sind nicht nur Schädlinge, die Probleme bereiten. Dem Pflanzenschwund können völlig natürliche Gründe zugrunde liegen, von denen wir nicht immer ausreichend Kenntnis haben. So ist leider noch nicht hinlänglich bekannt, dass nicht nur Igel und Schildkröten Winterschlaf halten, sondern auch manche Pflanzen während der Wintermonate zu ruhen pflegen. Da hilft dann tatsächlich das Wissen um diesen Umstand und eine große Portion Geduld. Ideal auch ein kleiner, ruhiger Rückzugsort für den Winterschläfling.

Natürlich kann es auch passieren, dass kleine Missgeschicke bei der Pflege auftreten. Selbst dem erfahrensten Gärtner gelingt nicht alles wie aus dem Lehrbuch. Vor Pleiten, Pech und Pannen ist niemand von uns gefeit.

Das Ende der Angst vor Zimmerpflanzen

Schädlinge, Pflegefehler und ein Mangel an Geduld können mitverantwortlich für die Malaise rund um das Drama der Zimmerpflanzen Phobiker sein. Was vielfach dazu führt, dass oft gleich die ganze Pflanze flink entsorgt wird. Will man sich ja schließlich nicht mit abgeblühten Pflanzenresten, die kurz vor dem Untergang stehen, das stilvolle Ambiente seiner vier Wände verschandeln. Abgesehen von der entsetzlichen Vorstellung, wieder einmal versagt zu haben. Eine Erfahrung, die durchaus in Angst münden und zur Pflanzenverweigerung führen kann. Zur Angst vor Zimmerpflanzen.

Doch könnten die Bedenkenträger dieser Generation durchaus unerschrockener und mit gutem Gewissen ans Werk gehen, denn sie haben immerhin den berühmten 50:50 Joker in der Hand. Es kann gut gehen, muss aber nicht.

Sie bräuchten nicht zu zaudern und könnten ausgestattet mit der Gewissheit, nicht an jedem Untergang schuld zu sein, deutlich unbekümmerter und weniger verzagt ans Werk gehen und einen neuerlichen Versuch wagen. Selbst wenn dieser missglückt und das Projekt in die Hose geht.

Beim nächsten Versuch ist das Licht garantiert schon viel heller, bei der nächsten Pflanze das Grün schon viel grüner.

Hier eine herrlich einfache Einstiegspflanze, die Grünlilie. Fast mit Geling-Garantie.


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Daniela Cortolezis
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