Mähfreier Mai: Die grüne Aktion No Mow May

Flamingo in Gänseblumchenwiese

Freuen wir uns alle auf die Aktion “Mähfreier Mai”. Was aber steckt dahinter? Der Mai bietet eine ungeahnte Möglichkeit, Gutes zu tun. Denn es ist nie zu spät, der Natur unter die Arme zu greifen. Und so heißt es bald wieder für viele von uns dem Mähen adieu zu sagen. Legen Sie dazu den Rasenmäher beiseite und sich selbst vorzugsweise in die Hängematte. Warum Sie das tun sollten, lesen Sie hier.

Gartenpause im Mai: Warum ein Mähstopp Wunder wirkt

Die Idee, einen Motto-Monat auszurufen ist nicht neu. Die Vision von Erfolg und sei er noch so klein, treibt an. Denn die Strategie der kleinen Schritte ist so aussichtsreich wie clever und ermöglicht, eine gute Idee auch tatsächlich einfach in Angriff zu nehmen. Ohne wenn und aber, ohne lange Vorbereitung und ohne großen Aufwand. In kleinen Portionen sich selbst verabreicht, in winzigen Häppchen genossen. Stets das große Ganze im Blick. Dem Rasen eine Pause und der Natur wieder ein bisschen Zügellosigkeit gönnen, um die Pflanzenvielfalt zu fördern und damit auch das Nahrungsangebot für unsere fliegenden Mitbewohner im Garten anzuheben.

Der Mai lädt dazu ein, einen Mäh-Stopp einzulegen.

So könnte für Gärtnerinnender der “faule Mai” für mit seiner Mähpause womöglich zum gegenteiligen Pendant zum NaNoWriMo, dem “produktiven” November für Autorinnen werden, die sich vier Wochen lang zusammentun und gemeinsam schreiben. Online und offline, immer virtuell miteinander verbunden. Doch einerlei, ob miteinander Schreiben oder gemeinsam nicht Mähen, die Motivation stimmt dabei immer. So auch für mich und im speziellen, denn im vorliegenden Fall ist Ihre Gärtnerin alles in einer Person. Ich mähe nicht nur nicht im Mai und schreibe nicht nur im November. Aber das ist selbstredend eine andere Geschichte.

Mähfreier Mai: Nachhaltige Initiative oder faule Gärtnerei?​

Wieviel Mähen verträgt ein Garten?

Lässt er alles stoisch über sich ergehen, gutmütig wie er ist, oder wird es ihm auch manchmal zu bunt? Gerade wenn seine GärtnerInnen zur Hyperaktivität neigen und glauben, jeden einzelnen Grashalm umdrehen und mit der Nagelschere zurecht stutzen zu müssen. Woche für Woche.

Doch tatsächlich hat der bedauernswerte oder eben trendbewusste Rasen selten ein Mitspracherecht. Kann sich schlicht nicht wehren. Ist auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Schließlich hat er sich den wildgewordenen oder seinen faulen Gärtner, der mehr der Bequemlichkeit frönt und Löwenzahn Löwenzahn sein lässt, nicht ausgesucht. Und kann jetzt zusehen, wie er entweder untergeht oder mit des Gärtners rastlosen Aktivitäten zurande kommt.

Vom Mähmarathon zur Entspannung für Garten und Natur

Die Bewegung „Mähfreier Mai“ beschäftigt sich mit Zweiterem, dem Busy Gardener, dem fleißigen Gärtner, der seine Finger nicht vom Mäher lassen kann und alles niederwalzt, was im Weg wächst und höher als maximal (!) drei Zentimeter keck aus dem Erdreich herauslugt.

Ein wahrer Wüterich am Gerät, der seine Energien ganz in die Beseitigung dieser frechen, da überbordenden Wucherer aus der Erde hineinfließen lässt und wie mit Scheuklappen vor den Augen durchs Gelände pflügt. Wenn es um den individuellen Anspruch an Schönheit geht, gepaart mit dem Versuch, Perfektion zu erreichen, und dem Ziel, einem gepflegten englischen Green maximal nahe zu kommen. Dagegen spricht nichts. Ein jeder seine Vorstellungen.

Ganz anders die „Mähfreier Mai” Jünger, die sich auf ihre Fahnen geheftet haben, die Nachteile für Flora und Fauna, die sich durch kurzfristige Intervalle beim Mähen für dieselben ergeben, ins Rampenlicht zu stellen und aktiv dagegen anzugehen. Die Allgemeinheit dafür zu sensibilisieren, dass es hier um Artenvielfalt geht, die dem Rasenmäher zum Opfer fallen könnte. Leider nicht nur im Konjunktiv. Sieht man genauer hin, leider auch real zum Opfer fällt. Was sie in Folge dazu bewogen hat, die Bewegung eines mähfreien Monats ins Leben zu rufen. Zum Schutze der Natur, der Artenvielfalt, der Tierwelt wie des Pflanzenreichtums. 

Keine Spur von Lazy Gardening, sondern achtsam und bewusst, immer die Nachhaltigkeit vor Augen.

Mähfreier Mai: Ursprung und Wurzeln

Wer aber sind sie, die Gründer dieser Aktion “Mähfreier Mai” und woher kommen sie?

Nicht nur zu meiner großen Überraschung stammt die Idee des No Mow May aus Großbritannien und wurde dort 2019 von der Wohltätigkeitsorganisation Plantlife ins Leben gerufen. Ein Versuch, der Natur zu Hilfe zu eilen mit dem Ziel, einen Monat lang mit dem Mähen zu pausieren. Idealerweise den Wonnemonat Mai zur Erholung der Natur freizugeben.

Zeit zum Durchatmen: Entschleunigung im Garten

Quasi eine Art Nudge, wie der Brite zu unserem Schubs sagt. Ein kleiner Anstoß in Richtung Entwicklungshilfe für die Tier- als auch die Pflanzenwelt. Je nachdem, von welcher Warte aus man es betrachtet, gleichzeitig auch eine Auszeit für Flora und Fauna, um zu Kräften zu kommen, sich gut zu laben und sicher auszutreiben.

Eine köstliche Vorstellung, gerade auch für mich, die ich um jedes wilde Kraut, das in meinen Garten landet, rittere. Vielleicht nicht wirklich um jeden Halm, wie mir beispielsweise der Giersch gestohlen bleiben könnte. Aber das ist eine der ganz wenigen Ausnahmen.

Ich bin um jede Biene und Hummel dankbar, die meinen Garten im Visier hat, herein flattert und sich sichtbar wohl fühlt, wie man am regen Flugverkehr und genüsslichen Schmausen, Summen und Brummen erkennen kann. Denn gerade auch Rasenflächen sind ideale Nistplätze und Futterstellen für unsere Insekten, kleine Paradiese, die wir oftmals niedertrimmen und auf ein paar Zentimeter radikal herunter raspeln. Aufkeimenden Pflanzen einfach das Köpfchen abrasieren. Pflanzen, die wir vielleicht gar nicht kennen, da sie bisher noch nie Gelegenheit hatten, sich zu zeigen. Ein Jammer.

Ein Geschenk an die Natur: Der mähfreie Mai fördert Flora und Fauna

Doch jetzt haben wir die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Mit dem guten Gefühl, dass auch der kleinste Schritt, die kleinste, nicht gemähte Fläche ein Geschenk an die Natur ist.

Die Bewegung Plantlife lädt dazu ein, während des mähfreien Monats zu dokumentieren und Buch darüber zu führen, wie viele und welche Pflanzen sich plötzlich im Gras zeigen. Ersucht um Hinweise, welche Insekten erspäht werden und so diese identifiziert werden können, um Angabe, worum es sich dabei handelt. Die Teilnehmer werden gebeten, ihre Beobachtungen mit Fotos zu dokumentieren. Eine Bestandsaufnahme größeren Stils am kleinen Objekt. Die Beobachtungen helfen dabei, Aussagen und Prognosen hinsichtlich der vom Aussterben bedrohten Arten anzustellen. 

Der mähfreie Mai als Triumph der Wildnis

Warum wurde der Mai zum Mähfreien Monat erklärt?

Alles neu und vor allem grün macht der Mai. Turbowachstum steht auf der Tagesordnung und läutet die Hochsaison für Insekten und Grünzeug ein. Ein Paradies nicht nur für Wildkräuter.

Lässt man nun dem Wildwuchs freien Raum, sich zu entwickeln, schafft man für alle Gartenbewohner den Himmel auf Erden. Ebenso wie für uns Gärtnerinnen, die wir mit Gänseblümchen, Klee, Seifenschaumkraut, Ehrenpreis oder Löwenzahn, um nur einige mögliche auftauchende Kräutlein zu nennen, reichlich belohnt werden. Auf dass wir darin baden könnten.

Was klarerweise nicht jedermanns Sache ist und manchmal schon gar nicht die der lieben Nachbarschaft. Soll es doch tatsächlich solche geben, die sich, den Trimmer in der Hand, lautstark über ungepflegte Flächen in fremden Gärten mokieren. Eine Diskussion, der ich hier an dieser Stelle nicht näher auf den Grund gehen werde.

Wer indes Gefallen an der Idee findet, beherzt einen Quereinstieg in Erwägung zieht und plant, selbst aktiv den Mäher beiseite zu legen und sich in die Hängematte zurückzuziehen, um der Natur beim Wachsen zuzusehen, ist herzlich dazu eingeladen. Nachbarschaft hin oder her. Braucht sich nicht als Lazy Gardener, als fauler Gärtner, abstempeln zu lassen, sondern ist ganz im Gegenteil als aktiver Mähfreier Maier Teil einer immer größer werdenden Bewegung, die für unsere Natur unterwegs ist. 

Die Alternative

Wem so ein mähfreier Monat dann doch vielleicht zu gewagt erscheint, kann trotzdem aktiv mitmachen und das Gras wachsen lasen. Wenn auch nicht den ganzen Rasen, so ist schon jeder Zentimeter Wildwuchs ein Gewinn für uns alle. Lassen Sie einfach einen Streifen, einen Kreis oder einen kleinen Weg wachsen, wie er will und mit wem er will. Oder noch besser, gleich umgekehrt.

Die Bilder wurden am Pumhof in der Weststeiermark aufgenommen und zeigen in beeindruckender Art und Weise, wie es auch umgekehrt funktioniert. Nötiges abmähen und den Rest einfach wachsen lassen. Was in einem großen Garten natürlich einfacher ist, als in jedem kleinen. Dies nur als Anregung für jeden Garten, für jedes Gärtlein.

Doch dass selbst Städte mittlerweile mitmachen und sich nicht scheuen, in der Innenstadt Rasenflächen nicht zu mähen und diese der Natur und dem Wildwuchs zu überlassen, ist ein starkes Signal. Wie hier im folgenden in der Grazer City, mitten vor dem Opernhaus. Der Bereich ist sichtbar abgegrenzt und hinter dem Band darf wachsen und schnabulieren, was und wer will.

Ungemähte Rasenfläche vor der Grazer Oper

Happy Gardening!


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Eine Antwort zu „Mähfreier Mai: Die grüne Aktion No Mow May“

  1. Hallo Daniela,
    die Idee ist wirklich gut. Aber, dass ich das wirklich den kompletten Mai über schaffen werde, wage ich zu bezweifeln. Dabei muss allerdings gesagt sein, dass ich sowieso eher selten mähe. Einen, auch nur andeutungsweise, englischen Rasen wird es hier nie geben, daher haben die Blumen also immer die Möglichkeit zu blühen. Zumal die drei Rasenflächen nie auf einmal gemäht werden. So gesehen – vielleicht schaffe ich es ja doch.
    Viele Grüße
    Claudia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Daniela Cortolezis
Ihre Gärtnerin
Garteninspektor
Wie alles begonnen hat
61 Gartenblogs
Best of: 20 Flower Ladies
Osterdeko
Tulpen arrangieren
Die große Liebe