Mitte August, zu Ferragosto oder Maria Himmelfahrt, ist Wendepunkt des Sommers und Saisonhalbzeit im Garten zugleich. Brütende Hitze liegt über dem Land, die Stadt ist wie ausgestorben und selbst der Garten ruht und dämmert vor sich hin. Man fühlt sich zurückversetzt in schöne Erinnerungen und an einen Sommer wie damals. Als man Mitte August in die Ferien aufbrach, Alltag und Sorgen einfach hinter sich ließ und unbeschwerte Sommertage vor sich hatte. Was aber machen GärtnerInnen zu Ferragosto?
Inhalt
Ferragosto, der Höhepunkt des Sommers
Ferragosto ist ein italienischer Feiertag, der am 15. August gefeiert wird. Er steht sinnbildlich für den Höhepunkt des Sommers in Italien. Der Feiertag hat Wurzeln, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Ursprünglich als „Feriae Augusti“ bekannt, wurde das Fest im Jahr 18 v. Chr. von Kaiser Augustus eingeführt, um das Ende der Hauptarbeitssaison in der Landwirtschaft zu feiern. Es war eine Zeit der Erholung für das römische Volk.
Ferragosto hat sich von einem antiken römischen Fest zu einem landesweiten Sommerereignis, fast schon einem Gefühl entwickelt, das die Gemeinschaft, die Familie und die Freude am Leben feiert. Heute ist Ferragosto ein Tag der Freude, Entspannung und des Feierns. Viele Italiener nutzen die Gelegenheit, um Urlaub zu machen, und es ist üblich, dass Familien und Freunde zusammen Ausflüge an die Strände oder aufs Land und in die Berge unternehmen. In vielen Städten kann es deshalb recht ruhig werden, da jeder der kann, danach trachtet, der Stadt den Rücken zu kehren und zu verreisen.
Der Ausdruck “Ferragosto” bezieht sich jedoch nicht nur auf den 15. August selbst, sondern oft auch auf die umliegenden Tage. Eine Zeit, die von vielen als heilig betrachtet wird.
So die Italiener. Was aber machen GärtnerInnen während der heißesten Tage des Jahres?
Hochsommer im Garten
So unbeschwert wie damals, als man noch keinen Garten hatte, wird es wohl nie wieder sein. Schon gar nicht, wenn man in der Zwischenzeit der Gärtnerei mit Haut und Haaren verfallen ist. Es beginnt schon damit, dass keine Gärtnerin, kein Gärtner, der auch nur ansatzweise vom Gartenvirus infiziert ist, so leicht und unbeschwert auf Urlaub fährt, ja einfach nicht fahren kann. Weder am 15. August zu Ferragosto, noch sonst irgendwann während der Hauptsaison im Garten. Mit gutem Gewissen schon gar nicht.
Was man sich gut vorstellen kann, wenn man bedenkt, dass selbst die Randzeiten im Gartenjahr, wie Frühling und Herbst, nicht ganz ideal für längere Reisen scheinen. Zumindest für uns GärtnerInnen. Könnte man doch etwas verpassen. Aber das ist eine andere Geschichte, die Sie hier nachlesen können.
Ist es fast schon ein No-Go, ein Ding der Unmöglichkeit, den Garten mitten im Hochsommer sich selbst zu überlassen. Ausgerechnet dann, wenn es gerade am schönsten ist und wenn er uns dringend braucht. Dann sind wir Helikopter-GärtnerInnen sofort zur Stelle.
Zudem will man ja schließlich auch etwas haben vom Garten. Und so bleiben viele von uns lieber gleich zu Hause, um Garten und Gartenglück in vollen Zügen zu genießen.
Urlaub im Garten statt Flucht ans Meer
Während die Italiener also ans Meer eilen, bietet der eigene Garten für viele von uns eine verlockende Alternative. Der Urlaub im Garten ist eine Chance, die Schönheit der Hochsommersaison direkt vor der Haustür zu erleben. Es ist eine Zeit, in der man die Einfachheit des Lebens genießen und die Ruhe des Gartens schätzen und in vollen Zügen auskosten kann. Wir liegen auf in der Wiese statt am Strand, wir baden unsere Füße im frisch gestutzten und gegossenen Rasen statt im Meer, wir lustwandeln durch die Rosen statt zwischen Liegestuhlreihen und tun uns an den Naschbeeren gütlich statt an einer Pizza. Wobei das auch nicht zu verachten ist und notfalls ein Radlerservice aushelfen könnte.
Im Gegensatz zur italienischen Tradition, ans Meer oder in die Berge zu eilen, kann der Urlaub im eigenen Garten ein ideales Mittel sein, um dem hektischen Leben zu entfliehen. Es ist eine Gelegenheit, die unmittelbare Umgebung zu schätzen, ohne weit reisen zu müssen, und eine Zeit, in der man das eigene Heiligtum, das eigene Stück Erde, genießen kann.
Vom Fernweh zum Garten
Dennoch bleibt sie zu anderen Zeiten bestehen, die Sehnsucht nach Urlaub.
Allein schon das Wort weckt in uns eine Vielzahl von Empfindungen und Erwartungen. Man könnte sagen, dass die Reise, die mit dem Urlaub einhergeht, eine Form einer inneren Suche ist. Der Mensch sehnt sich danach, seine gewohnte Umgebung zu verlassen, nicht nur, um neue Orte zu entdecken, sondern auch, um sich selbst aus einer anderen Perspektive zu sehen. Die Reise ermöglicht es, den Alltag zu durchbrechen, Abstand von der Routine zu gewinnen und somit einen klareren Blick auf das eigene Leben und den eigenen Platz in der Welt zu werfen.
Der Garten als Urlaubsziel: Ein Mikrokosmos des Lebens
Wenn wir den Garten als Urlaubsziel betrachten, erkennen wir, dass er nicht nur ein physischer Ort, sondern auch ein symbolischer Raum ist für das Rad des Lebens ist: Erblühen, Wachstum, Verfall und Erneuerung. Im Garten zu sein, bedeutet, Zeit in einem lebendigen Kunstwerk zu verbringen, das ständig im Wandel ist und dennoch ewig bleibt.
Ein Urlaub im Garten ist somit eine Reise zu uns selbst. Die Ruhe und das Innehalten ermöglichen eine tiefe Reflexion und Verbindung mit der Natur. Jede Blume, jeder Baum erzählt eine Geschichte, wenn wir nur genau hinhören und hinsehen. Wo die große Reise uns oft in die Weite führt, bringt uns ein Urlaub im Garten letztendlich zu uns selbst.
Vom Entdecken zum Sein
Während Reisen oft mit Entdecken und Erleben verbunden ist, ist der Gartenurlaub ein Einladung zum Sein. Es geht weniger darum, Neues zu sehen, als vielmehr darum, das Bekannte tiefer zu erfassen. Im Garten können wir uns von der Hektik des Lebens lösen und einen Zustand der Ruhe und des vollen Bewusstseins erreichen.
Zumindest einen Tag lang, an Maria Himmelfahrt oder zu Ferragosta.
Der Sommer neigt sich dem Ende zu
Ab jetzt sollten wir jede Stunde noch intensiver auskosten, nach Möglichkeit noch mehr Zeit in unseren vier grünen Wänden verbringen, denn der Zenit ist überschritten.
Die nächste Jahreszeit pirscht sich bereits leise an, die ersten, wenn auch dezenten Vorboten des nahenden Herbstes sind allgegenwärtig. Meteorologisch als auch phänologisch. Es geht langsam und merkbar los. Die ersten Gräser beginnen zu blühen, Blütenköpfe werden schwer und die ersten Blätter segeln zu Boden.
M. Claude empfiehlt:
Filmtipp zu Ferragosto für alle Daheimgebliebenen
Das Festmahl im August
Kurz vor Ferragosto, einem der wichtigsten Feiertage Italiens. Wer kann, nimmt sich frei und verlässt die Stadt und fährt ans Meer, aufs Land. Allein der Junggeselle Gianni, der sich liebevoll und aufopferungsvoll um seine betagte Mutter kümmert und die Stellung hält, hat plötzlich vier alte Damen im Haus, Mütter seiner Freunde und ebenso speziell wie eigensinnig.
Das Festmahl im August ist eine Liebeserklärung an das Leben, das Alter und an die italienische Küche. Ein rundum charmanter Sommerfilm, Publikumsliebling in Italien und 2008 in Venedig mit dem Preis für den besten Debütfilm ausgezeichnet.
Buon Ferragosto!
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