Der Fall der Gemeinen Traubenkirsche
Aus einem zauberhaften, sommergrünen Strauch, einer Gemeinen Traubenkirsche (Prunus Padus) ist im Lauf der Jahre ein durch und durch ansehnlicher und mächtiger 5-stämmiger Baum geworden, der mittlerweile die 10m Marke erreicht und auch schon knapp überrundet hat.
Wie ein Beschützer und Bewacher steht er am Gartenrand und ist ganzjährig eine große Freude, eine Augenweide, eine Anker, ein richtiger Kraftbaum für seine Betrachter.
Eine ganz besondere Traubenkirsche!
Die letzten heftigen Regenfälle jedoch haben ihm zugesetzt, ihn seiner Kraft beraubt und partiell in die Knie gezwungen. Nicht den ganzen Prachtbaum, aber einer seiner beachtlichen fünf Stämme dürfte den Wassermassen von oben nicht mehr Stand gehalten haben, ist gemorscht, entzwei gebrochen. Hat sich den Naturgewalten ergeben und sich zur Seite geneigt und ist einfach umgekippt. Aufgefangen durch umliegende Bäume und Sträucher, hängt er jetzt in den Ästen, jederzeit bereit, endgültig zu Boden zu gehen.
Da waren’s nur noch vier Stämme!
Nichtsdestotrotz Glück im Unglück, hätte einem der kolossale Stamm der Traubenkirsche im wahrsten Sinne des Wortes aufs Dach fallen können. Nicht ungefährlich, bei diesem Berg von einem Baum!
Prunus Padus
Die Traubenkirsche ist, trotz Kniefall in meinem Fall, eine Bereicherung für Gärten, ein beeindruckend ausladender Baum, der von April bis Mai blüht. In den ersten Wochen präsentiert er zarte, weiße Blüten. In der zweiten Hälfte seiner Blütezeit wechseln die kleinen Blüten – meines Prunus Padus – überraschend die Farbe und blühen über Nacht rosa. Es scheint sich hier um einen Spezial Prunus zu handeln, habe ich bislang von einem Farbwechsel weder gehört noch gelesen. Die hübschen Blüten verströmen einen atemberaubenden Duft, ohne aufdringlich zu sein und werden ab August von schwarzen MiniFrüchten in Traubenform abgelöst. Ein Fest für die fliegende und flatternde Tierwelt, für Bienen, Schmetterlinge und Vögel.
Allerdings ist es angezeigt, ein Auge auf die Traubenkirsche zu haben. Handelt es sich doch um eine schnellwüchsige Pflanze mit großem Freiheits- bzw. Ausbreitungsdrang. Noch dazu um einen Flachwurzler. Eine Wurzelsperre hilft, unkontrolliertes Wachstum in Zaum zu halten. So die Empfehlung. Aber wer denkt schon daran, einem Baum eine Wurzelsperre anzulegen.
So wild wie sie wächst, so unkompliziert lässt sie sich auch vermehren, mit Stecklingen. So locker, dass man Prunus Padus Schnittgut eigentlich gar nicht auf dem Kompost lagern sollte, will man mittel-bis langfristig keine größeren Überraschungen erleben. So eine Traubenkirsche kann einem tatsächlich hurtig über den Kopf wachsen, wenn man sich nicht beizeiten vorsieht.
Wie praktisch, dass der Baum gut schnittverträglich ist und in Form gehalten werden kann. Theoretisch jedenfalls. Wie gut das in der Praxis funktioniert, wird sich in Kürze herausstellen. Wenn nämlich der gekippte Stamm vom Fachmann entfernt und der tapfere und den Frühlingsstürmen trotzende, nunmehr auf vier Stämme dezimierte Prunus in Fasson gebracht werden wird. Damit die Statik wieder stimmt. Vom Baum und der Nachbarschaft, pflanzlich gesehen.
M. Claude empfiehlt:
Seien Sie nicht betrübt!
Betrachten Sie einen unumgänglichen Baumschnitt als Verbesserung, als Verjüngung, als frischen Wind für Ihren Garten und lassen Sie sich von neuen Sichtperspektiven und Lichtverhältnissen überraschen.
Pflanzen Sie Neues nach, den Rest erledigt die Natur für Sie!
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