BODENVERBESSERUNG LEICHT GEMACHT Zu Beginn der Saison steht heuer die Verbesserung des Gartenbodens im Fokus. Schnell, nachhaltig und ohne Chemie. |
DER WEG ZUM GUTEN BODENBODEN
Ich befürchte, jeder von uns hat ein Stück Gartenboden, das einfach nicht der Norm entspricht. Womit ich die eigene Norm, den Maßstab meine, den wir GärtnerInnen unseren Böden anlegen. Kaum jemand, der nicht anspruchsvolle Stellen im Garten kennt oder selbst damit zu kämpfen hat.
So auch mein bisher hoffnungsloser Fall von Boden, ein nachhaltiger Quälgeist, der sich störrisch weigert, Wasser aufzunehmen und zu speichern. Stattdessen präsentiert mein rebellischer Streifen Garten selbst schon nach unbedeutenden Regenschauern Pfützen wie gerne auch kleine Seen. Wassserlacken, die die Gärtnerin nicht amüsieren. Ein Boden, den man eher mit dem Pressluftbohrer bearbeiten muss, statt dass er sich gut durchlüftet und leicht durchgängig präsentiert und die Pflanzenwelt mit seinen Nährstoffen versorgt. So einen habe ich leider nicht. Noch nicht. Aber damit soll jetzt Schluss sein und mein schattiger und lehmiger Boden, an dem ich mir bisher die Zähne ausgebissen habe, soll bald schon der Vergangenheit angehören.
Und so habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, endlich etwas daraus zu machen. Wenn auch nicht zwingend einen Rosengarten, so doch zumindest ein ansehnlich grünes Stück Gartenboden, auf dem sich Schattenblumen im zarten Windhauch wiegen. Ein Fleckchen Garten, das man in der brütenden Sommerhitze gerne aufsucht, um sich vor der sengenden Sonne zu verstecken. Eines, das erfrischt und anhaltend angenehme Kühle spendet. Ein Gartenplatz, der nur darauf wartet, im großen Gartenspiel auch einmal eine tragende, respektive fruchtbare Rolle zu übernehmen und sein gesamtes Repertoire zeigen darf.
Mit diesem Ziel vor Augen starte ich heuer zu Saisonbeginn einen neuerlichen Versuch, das widerborstige Stück Gartenboden in fruchtbares Kleinstland zu verwandeln. Was bisher geschah lesen Sie hier.
Doch neue Ergebnisse erfordern neue Methoden und so habe ich mich über Schwarzerde, die auch als Terra Preta bekannt ist, erkundigt und folgende Information erhalten:
SCHWARZERDE, DER NATÜRLICHE NACHHALTIGE BODEN
Ertrag und Vielfalt ohne viel Dünger
Jeder Hobbygärtner oder Selbstversorger wünscht sich einen Garten, in dem er seine Produkte ohne erheblichen Einsatz von Düngemitteln erfolgreich anbauen kann. Dünger ist teuer und das Düngen selbst kostet Zeit und Kraft. Der Markt hält eine reichhaltige Palette an Produkten bereit, die den Boden aufwerten. Ein Wert, der sich jedoch mit der Ernte minimiert. Das Interesse an einem Boden, der nährstoffreich ist und es möglichst lange bleibt, ist groß. Eine Lösung des Problems verspricht die sogenannte Schwarzerde, oder die “Terra Preta”.
Das schwarze Wunder – Schwarzerde
Der Einsatz von Schwarzerde, oder auch “Terra Preta” genannt, verspricht die Möglichkeit des Verzichts auf das Düngen des Gartenbeetes. Die Idee der schwarzen Erde ist nicht neu und stammt nicht aus dem Agrarkontinent Europa – ganz im Gegenteil.
Im fernen Südamerika existieren Gebiete, die über eine Fruchtbarkeit verfügen, die für diese Breiten absolut ungewöhnlich ist. Diese Erde zeichnet sich durch eine hohe Nährstoffkonzentration aus und besitzt daneben die Eigenschaft diese über lange Zeit zu speichern. Die im Bereich des Amazonas aufgefundenen Kulturböden wurden von der dort ansässigen indigenen Bevölkerung hergestellt und blicken auf das erstaunliche Alter von bis zu einigen tausend Jahren zurück. Ist diese Erde für den Einsatz in unseren Klimazonen geeignet und hält sie auch beim Einsatz im eigenen Garten was sie verspricht?
Der Boden – die Basis des Pflanzenwuchses
Der sogenannte Humus stellt einen der wichtigsten Lieferanten der notwendigen Nährstoffe dar. Er wird durch den europäischen Gärtner im Jahreszyklus durch Laub und Kompost stets erneuert und wieder hergestellt – also unterliegt er einer natürlichen Erschöpfung. Die Bevölkerung des südlichen Amerikas wandten und wenden auch heute noch aufgrund des schnellen Auslaugens des bewirtschafteten Bodens den sogenannten Brandrodungsbau an, dem leider große Teile des Regenwaldes zum Opfer fallen. Nach einer Saison ist der Boden erschöpft und neue Ländereien müssen erschlossen werden. Auf bestimmten Flächen in Amazonien allerdings gibt es nun Zonen, die durch ihre Nachhaltigkeit in Bezug auf ihre Fruchtbarkeit auffallen. Sie sind extrem fruchtbar und humusreich, was für diese Gebiete ungewöhnlich ist. Die portugiesischen Kolonisten nannten diesen, auch durch seine sehr dunkle Farbe auffallenden Boden “Terra preta de indio”.
Ein Verfahren mit Jahrtausende alter Tradition
Die Schichten der schwarzen Erde, die heute noch meterhoch vorzufinden sind, sind kein Wunder der Natur. Hier waren Menschen am Werk. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der tägliche Starkregen den Boden auslaugt, ihm die Nährstoffe entzieht und den Humusgehalt drastisch senkt, begannen die Einwohner mit der Herstellung von Humusboden im großen Stil, um damit ihre Waldgärten fruchtbar zu machen und so zu halten. Bei der Untersuchung der “Terra Preta” fanden sich Holzkohle, Kot, Asche und Küchenabfälle. Die Mischung von Fäkalien, Holzkohle und pflanzlichen Stoffen war das Rezept. Diese Mischung wurde in luftdichte Gefäße aus Ton verbracht, in denen sie zur fruchtbaren Erde reifte – immer wieder finden sich Tonscherben in diesen Böden. Der einmal gerodete Waldboden konnte für sehr lange Zeit nachhaltig und erfolgreich bewirtschaftet werden.
Holzkohle ist der Schlüssel zum Erfolg
Holzkohle beugt nämlich der Entstehung von Fäulnis und Faulgasen vor und reduziert die zwangsläufig entstehenden unangenehmen Gerüche. Darüber hinaus lagert die großporige Holzkohle die Nährstoffe ein und hält sie lange Zeit im Boden, sodass sie dem Pflanzenwachstum zur Verfügung stehen. Aufgrund dieser physikalischen und physiologischen Eigenschaften erübrigt sich die weitere Zugabe von Dünger.
Der Holzkohlestaub – das Zentrum des Geschehens
Der Holzkohle kommt in diesem Prozess eine zentrale Rolle zu. Holzkohlenstaub wohlgemerkt und keine Holzkohlenasche. Der hohe Gehalt an Kohlenstoff ist für die Speicherung der Nährstoffe von elementarer Bedeutung. Vollständig verbranntes Material ist für den Gebrauch völlig ungeeignet. Holzkohlenstaub, nicht ganz verbrannten Holz, gewann man aus den Öfen. Holzkohlenstaub beziehungsweise Holzkohlenpulver gibt es mittlerweile bereits fix fertig zu kaufen.
Terra Preta in der Selbstherstellung
Nicht nur das Holzkohlenpulver, sondern auch fertig gereifte Bio-Schwarzerde für das Hochbeet und den Gemüsegarten sind für alle, die es eilig haben, über den Handel bei Multikraft zu beziehen. Wer sich also für die Selbstherstellung entscheidet, sollte folgendermaßen vorgehen:
Zehn Prozent hochwertige Holzkohle werden hierbei mit klein gehäckselten Abfällen aus Küche und Garten gründlich vermischt. Dann sorgt Steinmehl für den nötigen Gehalt an Mineralien. Sogenannte Effektive Mikroorganismen (EM), starten nun die Fermentation. In einem verschlossenen Eimer zieht dieses Gemisch für ungefähr zwei Wochen bei einer gleichbleibenden Temperatur von ungefähr 15 Grad Celsius. Nach Ablauf der Zeit wird der entstandene Boden auf den Garten aufgebracht und anschließend mit Erde abgedeckt. Nun bleibt das Beet für ein halbes Jahr abgedeckt mit einer atmungsaktiven Plane sich selbst überlassen.
Der Boden lässt sich wie gewohnt bearbeiten und weist sich als sehr nährstoffreich aus – was er lange bleibt. Auch wenn der eine oder andere auf die Zutat “Fäkalie” verzichten wird, ist das Ergebnis dennoch überzeugend.
Eine durchaus attraktive Möglichkeit, den Garten neu zu beleben und ein rundum gutes Gefühl, mit der Natur zu gärtnern!
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