Schwefelporling: Der essbare Pilz vom Baum

Schwefelporling

Kennen Sie den Schwefelporling? Den quietschgelben Pilz, der aus dem Baum kommt, von demselben gebrockt oder besser geerntet wird und was er mit Hühnern zu tun hat? Kennen Sie nicht? Dann lesen Sie unbedingt weiter und Sie werden staunen, was es alles gibt und was Sie damit machen können.

Wie erkennt man einen Schwefelporling?

Der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) ist ein markanter Pilz und somit leicht zu erkennen. Seine leuchtend gelben bis orangefarbenen Fruchtkörper sind nicht zu übersehen, können eine erstaunliche Größe erreichen und wachsen hauptsächlich an Laubbäumen, vorzugsweise an Eichen.

Der Schwefelporling gehört zur Familie der Stielporlingsverwandten, was auf die Unterseite seiner Fruchtkörper zurückzuführen ist. Statt der bei vielen anderen Pilzen üblichen Lamellen weist er eine porige Struktur auf, durch die er seine Sporen freisetzt.

Lebensweise des Schwefelporlings: Saprophyt und Parasit

Der Schwefelporling ist ein Saprophyt, kann aber auch zum Parasiten werden. Wobei der Parasit geläufig ist und es sich beim Saprophyten um einen pflanzlichen Organismus handelt, der sich von faulenden Stoffen ernährt.

Die Bezeichnung kommt aus dem Griechischen, wobei Sapro “faulig, verdorben” und Phyt “Pflanze” bedeutet. Ähnlich dem Neophyten, der sich aus Neo “neu” und Phyt “Pflanze” zusammensetzt. Dies jedoch nur am Rande und gedacht als kleine linguistische Eselsbrücke in beide Übersetzungsrichtungen.

Der Schwefelporling ist somit ein einzigartiger Pilz, der beides kann, sowohl als Saprophyt als auch als Parasit leben. Das heißt, er hat die Fähigkeit, sowohl abgestorbenes als auch lebendes Holz zu bewohnen. Als Saprophyt spielt er eine aktive Rolle bei der Zerlegung von totem Holz, während er als Parasit lebende Bäume beeinträchtigen und Schäden verursachen kann.

Es ist bemerkenswert, dass in der Welt der Mykologie, der Wissenschaft von den Pilzen, der Begriff “Parasit” nicht unbedingt eine negative Bedeutung hat. Viele Pilze leben in einer Art Symbiose mit ihren Wirtsbäumen und können bei der Aufnahme und Verteilung von Nährstoffen hilfreich sein.

Der Schwefelporling hingegen kann in bestimmten Situationen die Gesundheit der Bäume beeinträchtigen. Als Parasit befällt er lebende Bäume und kann im Lauf der Zeit erheblichen Schaden anrichten. Das lebende Holz des Baums wird abgebaut, was oft zum Tod des Baumes führt, gerade dann, wenn der Baum bereits durch Umweltbelastungen oder andere Krankheiten geschwächt ist.

Wie kommt der Schwefelporling zu seinem Namen?

Lassen Sie uns gleich noch einen Exkurs in die Sprachwissenschaften unternehmen und dem Schwefelporling auf die Spur kommen.

Der wissenschaftliche Name des Schwefelporlings “Laetiporus sulphureus” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie “helle Poren”, die auf der Unterseite des Pilzes zu sehen sind. “Sulphureus” bedeutet “schwefelgelb” und nimmt Bezug auf die leuchtend gelbe Farbe des Pilzes.

Gehen wir noch einen Schritt weiter und sehen uns im Englischen um, geht es schon etwas weniger wissenschaftlich, denn kulinarisch zu. Dort wird der Schwefelporling oft als “Chicken of the Woods” bezeichnet, was wörtlich “Huhn des Waldes” bedeutet. Dieser Name bezieht sich auf den Geschmack des Pilzes, dem man nachsagt, nach Hühnchen zu schmecken.

Pilzernte

Wie aber wird der Schwefelporling geerntet, auf dass sich Huhnaroma einstellt?

Der Pilz kann im Zeitraum zwischen April bis Juni, manchmal sogar bis in den Herbst hinein direkt vom Baum geschnitten werden. Bei der Ernte sollte er jung und fest sein. Was man am Rand erkennt, der beim jungen Schwefelporling noch gewölbt und wulstig ist.

Allein die jungen Schwefelporlinge sind essbar, sofern sie lange genug gekocht werden. Roh genossen ist der Pilz unverträglich, ebenso wie ältere Pilze, von denen Sie tunlichst Abstand nehmen sollten. Kulinarisch, versteht sich.

Dass Sie nur Pilze ernten, die Sie zu hundert Prozent sicher identifizieren können, versteht sich von selbst!

Vorsichtsmaßnahmen bei der Ernte des Schwefelporlings

Da Sie den Pilz vom Baum ernten, sollten Sie sich nicht nur hundert Prozent sicher sein, dass Sie den richtigen Pilz erwischen, sondern auch, dass der Wirtsbaum kein giftiger ist. Die Gefahr ist groß, dass der Schwefelporling, wenn er auf einem toxischen Baum wächst, potenziell selbst Giftstoffe aufnimmt und so zu einem gesundheitlichen Risiko werden kann.

Ernten Sie daher auf keinen Fall Pilze, die an Eiben, Robinien oder Goldregen wachsen!

Der Schwefelporling und seine Verwendung in der Küche

Haben Sie ihn dann einmal vom Baum geerntet, geht es mit dem Pilz ab in die Küche.

Der Schwefelporling ist relativ einfach zuzubereiten. Der junge, frische Pilz hat eine zarte Konsistenz und ein Aroma, das oft mit Hähnchen verglichen wird. Daher, wie bereits erwähnt, auch sein Spitzname. Nennt man ihn doch auch Huhn des Waldes. Und auch hier, bei der Zubereitung des Waldhuhnes, gilt: Roher Schwefelporling kann zu Unverträglichkeiten führen. Huhn bleibt Huhn.

Der Schwefelporling kann in einer Vielzahl von Gerichten verwendet werden. Er kann gebraten, gegrillt, gedünstet oder in Suppen und Saucen verarbeitet werden. Allerdings sollte er zuvor immer gut gekocht werden. Vorzugsweise 10-15 Minuten in Salzwasser. Anschließend kann er wie Hähnchen zubereitet werden.

Da ich selbst bis heute noch in keinen Schwefelporling hineingebissen habe, bleibe ich Ihnen aus aktuellem Anlass an dieser Stelle ein spezielles Rezept schuldig. Was ich selbstverständlich wie unverzüglich nachholen werde, sobald ich meine kulinarische Komfortzone verlassen habe.

Die Architektur des Schwefelporlings

Die Fruchtkörper des Schwefelporlings wachsen häufig in luftigen Höhen an Baumstämmen. Sie sehen aus wie ein Fächer, manche jedoch sehen vornehmlich Hüte im Pilz. Die gefächerten Gebilde sind flach, die Oberfläche ist samtig behaart. Sie wachsen tellerförmig aus dem Baum und sind oft sehr groß und auffällig aufgrund ihrer intensiven Farbe, die sich vom Baum und Umgebung deutlich abhebt.

Junge Exemplare sind saftig und weich, während ältere spröde werden​. Die leuchtend schwefelgelbe bis orangefarbene Färbung ist dabei immer ein typisches Kennzeichen der Fruchtkörper vom Schwefelporling.

Wächst der Pilz nur auf Bäumen?

Ja, der Schwefelporling ist in der Regel ein Baumpilz. Er wächst an lebenden Bäumen und kann auch auf totem Holz als Saprophyt gefunden werden. Der Pilz verursacht eine Braunfäule im Holz des Baumes. Er ist oft in Laubbäumen und seltener in Nadelbäumen zu finden.

Der Schwefelporling kann eine Vielzahl von Laubbäumen befallen, einschließlich Eichen, Robinien, verschiedenen Prunus-Arten, Pappeln und Weiden. Doch ist der Pilz auch in höheren Lagen und in bestimmten geographischen Gebieten zu finden und befällt dort ebenso Nadelbäume, insbesondere Lärchen.

Der Schwefelporling kommt auch in Auwäldern und in feuchteren Eichen-Mischwäldern vor, wird aber auch in Obstplantagen, Parks und an Straßenbäumen gefunden​.

Der Schwefelporling in städtischer Umgebung

In der Stadt kommt er in Parks und an Straßenbäumen vor, so wie auch der im Bild entdeckte Schwefelporling, den ich in einer Wohngegend am Stadtrand entdeckt habe.

Unbeeinträchtigt von seiner näheren Umgebung wächst er an diesem Vorstadtbaum gemütlich vor sich hin und darf scheinbar in Ruhe wuchern. Unbehelligt von seiner Nachbarschaft in den umliegenden Hochhäusern. Nachbarn, die ihn entweder ignorieren, nichts mit ihm anzufangen wissen oder sich an seinem Anblick erfreuen. Oder einfach nur auf einen günstigen Ernte-Moment warten…

Dass ihn bisher niemand erspäht hat, schließe ich aus.

Ich indes werde dem Schwefelporling ab jetzt in regelmäßigen Abständen einen Besuch abstatten und inspizieren, wie er sich entwickelt. Werde ihn observieren, wie lange er noch am Baum wächst und goldgelb aus seiner Astgabel von oben herunterlacht.

Fazit

Der Schwefelporling ist ohne Zweifel ein Pilz, der in vielerlei Hinsicht bemerkenswert ist. Sein Aussehen, sein leuchtend gelb, orangefarbenes Outfit und seine ungewöhnliche Wuchsform machen ihn zu einem unvergesslichen Anblick.

Gleichzeitig hat dieser Pilz auch seine eigene Nische in der kulinarischen Welt gefunden. Sein interessanter Geschmack hat ihm einen Platz auf den Speisekarten vieler Pilz Abenteurer gesichert, auch wenn es für einige, so auch meiner-einer, eher im Bereich einer Mutprobe angesiedelt ist, ihn zu verkosten. So direkt vom Baum gebrockt, mitten in der Wohnstraße zwischen all den Hochhäusern. Ungewöhnlich.

Am Ende angelangt, bleibt mir nur noch anzumerken, dass ich bis vor kurzem rein gar nichts über den Schwefelporling wusste, ihn zuvor noch nie gesehen hatte, geschweige denn verkostet.

Doch jetzt, nachdem ich Ihnen den Schwefelporling textlich serviert habe, hoffe ich, dass dieser Beitrag auch Sie dazu inspiriert, mehr über die faszinierende Welt der Pilze erfahren zu wollen und tiefer darin einzutauchen. Ob Sie die Pilze essen oder einfach nur kennenlernen wollen, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Bleiben Sie dran, Fortsetzung folgt. In der Zwischenzeit hier ein weiterer faszinierender wie spannender Pilz, diesmal vom Boden: Der Schopftintling. Zum Essen und zum Schreiben.


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Daniela Cortolezis
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