STAYCATION: DER NEUE TREND „DAHEIM BLEIBEN STATT ZU VEREISEN“ Ein Urlaub zu Hause kann so aufregend sein wie eine Kreuzfahrt auf hoher See. Denn auch das größte Kreuzfahrtschiff wird ab und an verlassen, um frische Luft an Land zu schnuppern und auf Abenteuertour zu gehen. Meine Gangway in ferne Länder ist der Gartenzaun. |
Derart alternativ urlaubend, schippert der unternehmungslustige Staycationer genüsslich durch Wind und Wetter, Sonnenschein und Hagelstürme. Entspannt im Liegestuhl, diniert unter dem Sternenhimmel und genießt Sonnenuntergänge. Das alles in Konzertatmosphäre, bei vielstimmigem Vogelgezwitscher in Dolby Surround.
Wer jetzt überhaupt noch Lust hat, an Land zu gehen, um Neuland zu erforschen, wird mit ungeahntem Variantenreichtum überrascht. Wie ein kleiner Ausflug ins bunte Reich der saftigen Früchte, reifen Gemüse und würzigen Kräuter gezeigt hat. Bazar und Souk in einem. Nur eben zuhause.
Inhalt
LANDAUSFLUG IN DIE HEIMISCHEN SOUKS
Mein Landausflug hat mich am vergangenen Wochenende auf den Bauernmarkt geführt. Hinein ins schillernde Getümmel zwischen Sommerblumen, Süßwasserfischen und alten Gemüsen. Was der Garten nicht hergibt, hole ich mir gerne vom Markt. Das saisonale Angebot ist mir weitgehend geläufig, auch wenn es da und dort Ausreißer gibt und es auch vorkommen kann, dass ich unbekanntes Früchtchen entdecke. Grundsätzlich jedoch habe ich die köstliche Ware im gedanklichen Griff. Wäre ja auch noch schöner!
Doch der letzte Landgang wurde zur fruchtigen Überraschung und lässt mich auch noch heute begeistert davon schwärmen, was mir in die Finger geraten war. Und wer mich nach meinem Urlaub zu Hause besucht und sich fragen mag, was es wohl mit dem Grünzeug an der Wand auf sich haben könnte, dem droht ein Staycation Reisebericht von meiner Landtour ins Getümmel am heimischen Bazar. Und das Geheimnis um die hängenden Lindenblüten werde ich dabei auch lüften.
WO LINDENBLÜTEN AN DER WAND HÄNGEN, KANN EINE GÄRTNERIN NICHT WEIT SEIN
Lindenblüten
Auf der Suche nach Kamille, mit der ich einen kleinen Hang zu bepflanzen beabsichtige und so etwas würzigen Wind in die Duftnote meines Gartens hineinbringen will, erwartete mich auch schon die erste Überraschung. Denn statt Kamille zu erstehen, die jetzt überall am Wegesrand so schön blüht, nur eben nicht bei mir, und derzeit maximal als Samen im Tütchen zu bekommen ist, schenkte mir meine Marktstandlerin einen Zweig Lindenblüten zum Trocknen. Ich habe ihn zuhause an die Wand gehängt und mir so einen betörend duftenden Wandschmuck daraus gebastelt. Bis zur weiteren Verarbeitung. Wenn überhaupt, ist es doch fast zu schade, ihn wieder abzunehmen.
HOCHGIFTIGES BÄUMCHEN IM EINKAUFSKORB: RIZINUS, GIFTPFLANZE DES JAHRES 2018
Rizinus oder Wunderbaum
Wie ins alte Ägypten, Indien oder gar China gebeamt, fühlte ich mich an der nächsten Ecke, beim nächsten Marktstand. Erspähte ich dort eine hohe Pflanze mit beachtlichen Blättern, eingezurrt in ein Haltegitter. Wahrscheinlich um nicht umzukippen. Vielleicht auch, um nicht von außen angegriffen zu werden. Wie sich herausstellte, handelte es sich um den Wunderbaum, auch besser bekannt als Rizinus. Wunderbaum deswegen, weil er rasant wächst.
Der Bursche kann bei uns bis zu drei Meter hoch werden und seine Blätter einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Noch hat er nicht geblüht, aber es kann nicht mehr lange dauern, da die Blütezeit im Juli beginnt und bis in den September hineingeht.
Eine rundum attraktive Pflanze, ein Zierstrauch, der mir gefallen könnte, wäre er nur nicht so giftig! Seine Samen, die sich in den Fruchtkapseln entwickeln, erinnern an dicke, mit Blut vollgesaugte Zecken. Daher auch ihr Name, denn das lateinische „ricinus“ heißt nichts anderes als „Zecke“. Ungünstigerweise sagt man diesen unappetitlichen Samen jedoch nach, gar nicht so übel zu schmecken, wovon man jedoch tunlichst die Finger lassen sollte, denn sie enthalten hochgiftige Inhaltsstoffe.
Unter diesem Aspekt habe ich mich dagegen entschieden, dieses toxische Mitbringsel einzupacken und mit an Bord, in meinen Garten, zu transportieren. War mir Rizinus doch seit jeher unsympathisch. Auch wenn er gut aussieht.
SAG, WIE SIEHT DENN SAFRAN AUS?
Safran
Der Aufregung genug, wollte ich noch etwas Knoblauch besorgen, um ein entsprechendes Captain´s Dinner für meine Mannschaft an Bord zu fabrizieren. Allein, die anvisierte Knolle war nicht das, was sie hätte sein können. Jedenfalls Knoblauch, weniger.
Eine Schatulle vollgefüllt mit gut gelegter Knollenware stellte sich als – und da habe ich gestaunt – Safran heraus. Das teuerste Gewürz der Welt präsentierte sich mir als simples Gewürzbällchen. Eines, das ich bisher nur als intensiv gelb gefärbten Faden gekannt habe und für mein Leben gerne im Risotto und einer vegetarischen Paella versenke. Die Überraschung war gelungen. Wieder etwas gelernt.
Zu meiner eigenen Belohnung habe ich mir dann noch ein paar Blüten für den Salat genehmigt, der mir meinen kleinen Landausflug noch einmal so richtig auf der Zunge zergehen lassen würde.
Salatblüten
NÄCHSTER HALT: KUNSTGARTEN
Es war ein perfekter Tag und jetzt freue ich mich schon auf den nächsten Staycation Abstecher in einen ganz besonderen Garten. Dann, wenn Kunst und Kultur auf dem Programm stehen und es in den KunstGarten geht. Hier auch gleich eine kleine Vorschau auf das Programm der nächsten Zeit.
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