Vom tristen Wintergarten zum Winter Wonderland

Erleben Sie Ihren Garten während der kalten Jahreszeit als deprimierend und eintönig? Als tristen Wintergarten? Dann ist es höchste Zeit für eine Veränderung. Denn Wintergarten kann auch anders. Alles andere als triste. Entdecken Sie, wie Sie Gräsermeere anpflanzen, feurige Farbeffekte mit Sträuchern im winterlichen Gartenbild malen und neue, aufregende Akzente setzen können. Sorgen Sie für Bewegung und Leben im Wintergarten. Ein lebendiger Garten im Winter bringt eine verloren geglaubte Jahreszeit zurück.

Winterblues im Wintergarten

Für viele GärtnerInnen ist der Winter eine tote Jahreszeit. Nichts für schwache Nerven. Der Garten wirkt nackt, grau und ziemlich trostlos und kann schon auch einmal zu einer kleinen Wintergarten Depression seitens seiner zart besaiteten Gärtnerschaft führen.

Zu allem Übel beschleicht einen ab und an auch noch der Gedanke an Rückzug und Vergänglichkeit, wobei man doch noch so viel vorgehabt hätte in der aktuellen Saison. Und die Zeit bis es wieder so richtig los geht im Garten, ist eine lange, zieht sich oft mühsam dahin und will kein Ende nehmen. Ein Weg, der sich jedes Jahr aufs Neue überaus beschwerlich anlässt und schier unendlich erscheint.

Winterzeit ist die neue Gartenzeit

Doch bis es so weit ist, können Sie sich neue Inspirationen für Ihren Garten im Winter holen. Für Ihr Winterparadies. Mit dem Buch “Lebendige Gärten im Winter“, das uns Mut macht und in Aussicht stellt, die Winterzeit sei die neue Gartenzeit. Die Autorin mag recht haben. Mir gefällt’s.

Zuversichtlich vertiefe ich mich nach dieser gefälligen Ankündigung in den Bildband. Denn für mich wird die vor der Tür stehende Winterzeit eine ganz besondere werden. Alles andere als nur eine kleine Herausforderung in eigener Sache. Ich plane nämlich, mich im kommenden Winter mehr und länger im Garten aufzuhalten. Will versuchen, mehr Zeit draußen in der klirrenden Kälte zu verbringen und gleichzeitig den grauen Wintergartens neu zu entdecken und seine verborgenen Schönheiten zu erforschen.

Hinzufügen sollte ich, dass ich bislang noch nicht so der Winterfan war, was der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass ich bereits bei aufziehender Kälte zur veritablen Fröstelnatur mutiere. Bedauerlicherweise tendiere ich auch ein wenig zu winterlicher Larmoyanz. Was den Garten anbelangt.

Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Mehr Zeit im Wintergarten

Angeregt durch die faszinierende Idee der Iceman Bewegung, die immer mehr ins Zentrum der kuriosen Weltrekorde rutscht und sich gerade langsam aber sicher zu einer, wenn auch anspruchsvollen Heilmethode mausert, schmiede ich Pläne. Eiskalte Pläne, wenn Sie so wollen.

Im Zentrum dieser Eismann-Methode steht, wie könnte es auch anders sein, das Eis und seine Wohltat für Körper und Seele. Sofern Sie sich jetzt denken sollten, schlimmer geht immer, können Sie sich hier beim Eismann, The Iceman Wim Hof, einem niederländischen Extremsportler, davon überzeugen, dass Sie mit Ihrer Annahme völlig richtig liegen. Jedoch im besten Fall Feuer fangen. Was im tiefsten Wintergarten nicht die schlechteste Idee ist.

Nun, der Plan, den Wintergarten zum frostigen Sparring Partner zu machen, steht, allein es fehlt mir nur noch ein entsprechend attraktiver Rahmen für die eisigen Aktivitäten im Wintergarten. Somit eine vortreffliche Gelegenheit, den Garten auch für die kalte Winterzeit auf Vordermann bringen. Ihn zu verschönern und zeitige Planungen anzudenken, um für den nächsten Winter mit einem Wintergarten a la Winter Wonder Land aufwarten zu können.

Von glücklichen GärtnerInnen

​Wären nun alle Wim Hof Fans GärtnerInnen, hätten sie leichtes Spiel. Könnten jederzeit im Wintergarten trainieren und sich nach Herzenslust das Blut in den Adern herunterkühlen. Wann immer es ihnen danach ist.

Was wieder einmal beweist, wie gut es uns GärtnerInnen geht. Haben wir doch alles, was das Herz begehrt, direkt vor der Nase. Quer durch alle Jahreszeiten, sei es, um zu gärtnern, zu lustwandeln oder im Wasserzuber in Eis zu baden. Der Garten macht es möglich.

Das einzige, was jetzt noch immer fehlt, ist eine entsprechend attraktive Kulisse im Wintergarten. Dann steht dem Gartengenuss im eigenen Winterparadies nichts mehr im Wege. So macht Wintergarten Spaß.

Um nun zur Realisierung zu schreiten, hier ein paar Impressionen aus dem Buch “Lebendige Gärten in Winter” von Iris Ney.

Lebendige Gärten im Winter: Buchvorstellung

Hinein ins Vergnügen, hinein ins Buch, hinein in den Garten.

Hereinspaziert, in den farbenprächtigen Wintergarten, der seine Besucher zu überraschen weiß und Inspirationen liefert. Ein Garten für alle, der keinen großen Winterputz erwartet, sondern sich in seiner ureigensten Form präsentiert. Mit viel Herz für die Tierwelt im Winter, die reichlich Schutz und Nahrung in ihm findet. Mit viel Farbe und Design für seine GärtnerInnen, die ihn auch im Winter genießen wollen.

Torbogen aus Cedrus Atlantica
Cedrus atlantica „Glauca Pendula“ als Torbogen zwischen verschiedenen Gartenbereichen im Oktober in Bressingham Gardens

Doch bevor ein Wintergarten für seine Gäste erstrahlen und diese verzaubern kann, geht es ans Eingemachte. Die Struktur ist ausschlaggebend dafür, was im Winter zu sehen ist. Dabei handelt es sich um nichts anderes als das Skelett des Gartens, das mit Fleisch versehen werden muss, um entsprechend Leben in die triste Landschaft zu zaubern.

Hecken, Spaliere und Formschnittgehölzer

Dazu geht die Autorin auf Solitärgehölzer und ihrem Umfeld ein, auf Hecken, Spaliere wie Obstspaliere und Formschnittgehölzer wie Figuren aus Buchs. Diese sind jedoch seit Jahren auf dem Rückmarsch, da der Buchsbaumzünsler noch immer ein Thema ist. An dieser Stelle habe ich nach Alternativen zum Buchs gesucht, was jedoch von Schnittverträglichkeit, Standort und gleichmäßigem Erscheinungsbild abhängig ist und aus eben diesen Gründen nicht pauschal in Form einer Lösung gereicht werden kann. 

Doch da ich selbst von diesem brutalen Schädling betroffen bin, gebe ich die Hoffnung nicht auf, eines Tages eine für meine Anforderungen perfekt geeignete Pflanze zu finden, die solcherlei Angriffe parieren kann. Die richtige Pflanze am richtigen Ort. Denn auch meine Buchsbäume, darunter zwei sehr große Exemplare und zahlreiche kleine Bäumchen sind dem rücksichtslosen wie gefräßigen Zünsler zum Opfer gefallen, sodass ich mich von allen (!) verabschieden musste. Die Alternative wäre eine nachhaltig giftige gewesen. Daher ist die Suche nach einem entsprechenden Ersatz weiterhin sehr aktuell, nur leider sind taugliche Alternativen zum Buchs eher rar gesät. An einer Lösung wird gearbeitet.

Farbe im Wintergarten

Herzstück des Bildbandes bilden die Kapitel rund um Farbakzente im winterlichen Garten. Dauerhafte, kurzfristige, mit und ohne Duft, wetterbedingte Akzente wie Licht, Regen, Raureif & Schnee und Wind. Berauschend warme ebenso wie tief leuchtende Töne ergeben gerade um diese Jahreszeit eine faszinierende Kulisse, deren Statisten farbige Nadeln und Rinden, Laub und Bodendecker sind. 

Dazu gesellen sich dekorative Knospen und Austriebe, denen man im Alltag oftmals nur wenig Bedeutung beimisst. Sind wir doch eher ungeduldig, was das Wachstum in unserem Garten anbelangt und warten im Grunde genommen nur auf Blatt und Blüte. Das reizvolle Zwischenstadium jedoch gerät dabei oft unter die Räder.  

Blühendes Leben im Wintergarten

Schon beim Betrachten der Fotos kommt Vorfreude auf den tiefsten Winter auf. Auf Wachstum und Leben, dann, wenn sich Skimmia, Helleborus, Grünlinge und ihre Kollegen, die winterblühenden Gehölzer mit Duft und Farbe zeigen. Zaubernuss, Viburnum und Mahonie dabei für starke Akzente in Gelb, kräftigem Orange, Pink und Gelb sorgen. Um nur ein paar Beispiele herauszugreifen.

Wer sich darauf einlässt, kann in seinem Wintergarten durch geschickte Bepflanzung einen winterlichen Farbrausch erleben. Geht man einen Gedanken in die Tiefe, handelte es sich vielleicht sogar um ein der kalten Jahreszeit entsprechendes Pendant zum Indian Summer, so es ein solches gäbe.

Doch nicht alle Farbakzente sind von langer Dauer, was die köstlichen Entdeckungen gleich noch einen Hauch kostbarer macht. Kurzfristige Hingucker wie Früchte und Samen, die noch im Herbst reifen und dann an den Gehölzern hängen bleiben, sind wertvolle Nahrung für die Tierwelt.

Da ist es von Vorteil, gerade um diese Jahreszeit mit offenen Augen durch den Garten zu streifen, um die temporären Schönheiten, die sich zeigen, rechtzeitig zu erspähen. Ein ganz besonderer Genuss wird der Anblick von Hagebutten, Zierapfel oder Kartoffelrose, wenn diese dann auch noch ein Hütchen Raureif tragen.

Einen Augenschmaus für uns und Gaumenschmaus für die Vogelwelt bieten die lila Beeren der Callicarpa, der chinesischen Schönfrucht, auch als Liebesperlenstrauch bekannt. 

​Selbst die zu anderen Jahreszeiten wenig attraktive farbliche Dimension, die des Winterbrauns, was nicht jedermanns Sache ist, macht besonders im tief verschneiten Wintergarten gute Figur. Wer nicht zwingend zur Gartenschere greifen muss, um Verblühtes zu entfernen, wird nicht nur mit den Blütenständen aller Mitglieder aus der Familie der Hortensien viel Freude haben. 

Adieu Tristesse

Somit gibt es keinen Grund mehr, den Wintergarten nur aus der Ferne zu betrachten, womöglich vom Haus aus hinter vorgezogener Gardine. Um dann zu allem Überfluss auch noch in eine gärtnerische Winterdepression abzudriften. Dabei ist alles nur eine Frage der Bepflanzung, denn durch raffiniertes Gestalten mit den geeigneten Pflanzen am richtigen Ort wird selbst der mausgraueste Wintergarten zu einem form-und farbschönen Winterparadies. 

Um dem Leser die Pflanzenauswahl zu erleichtern, findet sich dazu im Anhang eine Übersicht über die verschiedenen Pflanzentypen sowie mögliche Alternativen.​

Über die Autorin Iris Ney

Iris Ney ist leidenschaftliche Gärtnerin, Gartengestalterin, hält viel besuchte Vorträge und organisiert regelmäßig Gartenreisen nach England und Schottland. Vor ihrer Selbstständigkeit arbeitete sie mit Beth Chatto, was ihre Arbeit bis heute beeinflusst. In Deutschland wünscht sie sich eine größere Pflanzenvielfalt und kreativere Pflanzenverwendung. 

Sollten Sie jetzt auf Beth Chatto neugierig geworden sein, können Sie hier die Queen of Green, die große englische Gartenlady und ihr Werk entdecken. 

Mein Leben für den Garten

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Daniela Cortolezis
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