Gespinstmotten auf der Traubenkirsche

Wenn die Bäume plötzlich weiß werden

Haben Sie das schon von Christo gehört? Dem Künstler, der im Rahmen von Kunstprojekten alles bis zur Unkenntlichkeit einhüllte? Gebäude, Brücken, was immer er im Visier hatte. Aber warum hat er das gemacht? Trägt der weiße Flor in den Bäumen seine Handschrift?

Dieselbe Frage stelle ich mir jedes Jahr um dieselbe Zeit, immer dann, wenn die Traubenkirsche ihre Blüten verliert und an ihrer Stelle weiße Fetzen von dem Baum hängen. Wie Nebelschwaden den Baum umhüllen und ihn unter sich einspinnen. Warum macht das der Baum oder steckt da womöglich etwas anderes dahinter?

Bei der Gespinstmotte handelt es sich um kleine, blassgelbe Raupen mit schwarzen Punkten. Sie winden sich zu mehreren in einem Gespinst, das vom Boden aus mehr als Netz, denn als Zentrum ihres Schaffens, bzw. Fressens zu erkennen ist.

Gespinstmotten erkennen

Sind Gespinstmotten gefährlich für den Menschen?

Die Gespinstmotten sind vielleicht nicht unbedingt ein Hingucker und weit entfernt davon, ein Augenschmaus zu sein, aber Gefahr geht von den Raupen keine aus.

Wie kann man Gespinstmotten bekämpfen?

Im Regelfall ist es nicht notwendig, die Gespinstmotte zu bekämpfen. Sind jedoch Obstbäume stark in Mitleidenschaft gezogen, ist es von Vorteil, den Spinner zu bekämpfen. Was sich in der Praxis als gar nicht so einfach herausstellt, denn wenn die Gespinste bereits den Baum oder Strauch überzogen und eingehüllt haben, ist es oft schon zu spät. Die feingesponnenen Netze der Motten lassen alles an sich abperlen und die gut geschützten Motten können sich auch weiterhin an ihren Blättern laben, ohne groß Gefahr zu laufen, selbst attakiert zu werden.

Außer natürlich, man schneidet sie ab. Sind die Gespinste in erreichbarer Höhe, kann man diese samt ihrem darin herum wuselnden Inhalt entfernen und in die Tonne mit Restmüll befördern. Damit sie unter keinen Umständen wieder in den Kreislauf des Gartens geraten und weiteren Schaden anrichten können. Wer es dennoch versuchen will, die Netze zu durchdringen und zu den Raupen vorzudringen und zu diesem Zweck zu handelsüblichen Präparaten greift, sollte darauf achten, dass es sich um bienenverträgliche Mittel handelt.

Was tun, Wenn die Traubenkirsche von der Gespinstmotte befallen ist?

Auch meine Traubenkirsche ist jedes Jahr aufs Neue von der Gespinstmotte befallen. Auf Grund ihrer stolzen Höhe von mindestens 15 Metern, ist es unmöglich, den kleinen Übeltätern beizukommen. Zumindest in höheren Gefilden. Was mich in den ersten Jahren nach Entdeckung der kleinen Verpackungskünstler und Blattgourmets rechtschaffen nervös gemacht hatte. Solange, bis ich mir Rat bei einer Mitarbeiterin einer Baumschule geholt hatte.

Heute bin ich auch nicht begeistert von dem merkwürdigen Anblick am Baum, aber lehne mich entspannt zurück und weiß darum, dass der Spuk bald ein Ende haben wird.
So kann man, wenn nicht anders möglich, die Gespinstmotte mit gutem Gewissen ihre Gespinste fabrizieren lassen, da sie keine Gefahr für Baum oder Strauch darstellen. Wer somit die sonderbaren Gebilde in luftigen Höhen nicht erreichen kann, braucht nicht zu verzweifeln. Nur abzuwarten. Bis der Spuk vorbei ist. Spätestens dann, wenn sich die jungen Larven die Bäuche vollgefressen haben und sich in Schmetterlinge verwandeln. Und verschwinden. Der Baum bleibt locker, steckt diese Fressattacken locker weg, lässt sich seelenruhig seine Blätter wegschnabulieren und treibt am Ende wieder aus, als wäre nie etwas gewesen. Alles scheint gut.

Bis zum nächsten Jahr, wenn die ganze Mischpoke wieder auftaucht und meine Traubenkirsche in ein weißes Netzinferno verwandeln wird. Und mein Baum wieder mit einer Engelsgeduld zur Verfügung stehen wird, wenn es wieder heißt: „Blatt, Marsch!“

Somit liegt die Absicht der Gespinstmotte auf der Hand. Was jedoch Christo mit seinen Verhüllungen im Sinn hatte, ist tatsächlich eine andere Geschichte.


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Kommentare

2 Antworten zu „Gespinstmotten auf der Traubenkirsche“

  1. Claudia Kiery

    Hallo Daniela,
    die Gespinstmotten hatte ich jedes Jahr am Pfaffenhuetchen. Seit der Strauch aus einem anderen Grund weichen musste, habe ich keine mehr. Die verschiedenen Arten der Gespinstmotten sind halt sehr spezialisiert. Aber bisher habe ich mich nicht dazu ueberreden koennen wieder ein Pfaffenhuetchen zu pflanzen. Dabei mag ich die Blueten so sehr und die Rotkehlchen lieben die Fruechte – aber leider nicht die Raupen.
    Viele Gruesse
    Claudia

  2. Sandra

    Ehrlich gesagt, finde ich die Motten interessant und eine spannende Abwechslung. Gerade bei einer Traubenkirsche ist das meiner Meinung nach nicht weiter dramatisch, denn das ist ja eine Pflanze, die sich recht aggressiv verbreitet.
    Am Obstbaum moechte man die Motten natuerlich nicht, ich denke bei leichtem Befall kann man versuchen so frueh als moeglich alles wegzuschneiden.
    Wenn es schlimmer ist, hilft wohl nur ein Mittel – und dann unbedingt schon vor dem Blatt-Austrieb! Dann hat man die groesste Wirkung mit dem kleinsten Schaden.

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