Petersilie: Vom Küchenliebling zur Giftpflanze des Jahres

Mit dem Frühlingserwachen öffnet sich wieder der Vorhang für das alljährliche Kräuterspektakel. Die Aussaat der Petersilie, dem unangefochtenen Star unter den Küchenkräutern, kann beginnen. In diesem Jahr jedoch umgibt die Petersilie eine besondere Aura, denn sie wurde vom Botanischen Sondergarten Hamburg-Wandsbek zur “Giftpflanze des Jahres 2023” gekürt. Diese Auszeichnung ist zweifellos eine zweifelhafte. Die Petersilie, sonst fixer Bestandteil jeder Küche, offenbart nun ihre zwei Gesichter und präsentiert ihre verborgene, dunkle Seite.

Grüne Gefahr: Die verborgenen Risiken im Garten

Die Überraschung könnte nicht größer sein. Im Kräutergarten und auf der Wiese tun sich Abgründe auf und geben Anlass zur Sorge. Ist doch unser Gesundbrunnen, unsere Wellnessoase und heiß geliebte Gartenwelt gefährlicher, als man denkt. Ein Wink mit dem Zaunpfahl all denjenigen, die noch immer dem Irrtum aufsitzen, Garten sei langweilig. Ganz im Gegenteil, Garten ist besser als jeder Escape Room, behaupte ich. Gewußt wie ist die Devise.

Um die Gartentour auch heil zu überstehen, werden Jahr für Jahr Giftpflanzen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und darüber berichtet. Ausgerechnet die Petersilie, das alte Suppenkraut, hat das Rennen um die Giftpflanze des Jahres 2023 gemacht. Unangefochten und tiefgrün ging es auf den Stockerlplatz. Gefolgt von…

Giftpflanze des Jahres

Siegerplatz für die Petersilie im Giftpflanzen Ranking

  • Platz 1 Petersilie
  • Platz 2 Oleander
  • Platz 3 Klatschmohn
  • Platz 4 Essigbaum und Tulpe

Fraglich, ob den „Gewinnern“ gratuliert werden sollte.

Was das Küchenkraut angestellt hat oder welche dunklen Eigenschaften es umflort, um zur Nummer Eins der gefährlichen Pflanzen zu werden, wird in Folge genauestens beleuchtet. Um Licht ins Dunkel zu bringen. Licht ins Petersilienblatt.

Alarmstufe Grün: Das dunkle Geheimnis der Petersilie

Die Nachricht kam letztendlich doch etwas überraschend für mich, hat mich gewissermaßen von links erwischt, da ich Petersilie bisher immer als gesundes, köstliches und vor allem unbedenkliches Gewürz angesehen habe. Ein Gewürz, das weltweit im Einsatz ist, das in beinahe jedem Kräuterbeet zu finden ist, das Gerichten eine würzige Note verpasst und im häuslichen Kräutergarten auf vielen Fensterbänken einen Logenplatz inne hat. Indoor wie Outdoor ein gern gesehenes Küchenkraut ist.

Ausgerechnet diese Pflanze wurde zur “Giftpflanze des Jahres” gekürt. Was nicht nur mich, sondern auch Köche und alle Freestyler am Herd und in der Küche erschaudern lassen mag. Pflanzenflüsterer einmal ausgenommen. Aber das ist wahrlich eine andere Liga.

Kaum vorstellbar, dass mein Suppenkraut das Rennen gemacht hat. Im Ranking der besonderen Art, das fast einer Warnung vor der Pflanze gleicht und das seit vielen Jahren vom Botanischen Sondergarten Wandsbek in Hamburg ermittelt wird.

Was genau war ausschlaggebend dafür, dass die Petersilie diese zweifelhafte Auszeichnung verliehen bekommen hat?

Die Doppelagentin in der Küche: Die Petersilie und ihre zwei Gesichter

Gesunde Petersilie

Giftpflanze hin oder her: Wir alle lieben die Petersilie und so schnell lassen wir es uns nicht verdrießen. Mit entsprechendem Know-How bleibt selbst der größte Petersilien Tiger auf der sicheren Seite und kann auch weiterhin genussvoll ins Kraut beissen.

Was es auszeichnet ist, dass das Kraut pflegeleicht ist und überall zügig vor sich hin wächst. Draussen wie drinnen. Das Küchenkraut schmeckt, verleiht unseren Speisen einen würzigen Geschmack und enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe. Zeichnet sich doch die Petersilie unter anderem dadurch aus, dass sie einen sehr hohen Anteil an Vitamin C enthält. Es wird sogar gemunkelt, in einem Bund Petersilie stecke dreimal so viel Vitamin C wie in einer Zitrone. Ein Argument. Zudem machen ein hoher Calciumanteil, Eisen, Kalium und Folsäure das Kraut zu einer richtigen Mineralstoffbombe.

Giftige Petersilie

Unser liebstes Suppenkraut kann jedoch auch anders. Hat eine unbekannte, eine gefährliche, da giftige Seite.

Wie überall und in jeder Lebenslage ist es auch bei der Verwendung seiner Küchenkräuter absolut von Vorteil zu wissen, mit wem man es zu tun hat. Sein Vis-a-vis zu kennen. Welche Pflanze, welches Kraut man vor sich im Topf und auf dem Teller hat. Oder in der Teetasse. Doch darüber etwas später.

Der kritische Moment: Von Freund zu Feind

Wenn die Petersilie blüht

Die Regel ist einfach zu merken und vor allem auch zu sehen. Denn kaum beginnt die Petersilie zu blühen, sollte man tunlichst die Finger vom Kraut lassen und nicht mehr ernten.

Petersilie im ersten Jahr

Im ersten Jahr ist somit alles gut und wir können uns nach Lust und Laune an dem waldgrünen Kräutlein genußvoll laben. Unbedenklich und gefahrlos.

Petersilie im zweiten Jahr

Im zweiten Jahr indes bildet die Pflanze zwischen Juni und Juli Blüten aus und ab da wird’s giftig.

Der richtige Zeitpunkt ist auch hier ausschlaggebend für einen unbedenklichen Genuss. Nicht ganz unähnlich wie beim Rhabarber, der ebenfalls nicht mehr nach dem Stichtag im Juni geerntet und genossen werden sollte. Wobei es sich im Fall der sauren Stangen um die darin enthaltene Oxalsäure handelt, die ab dem Stichtag bedenklich ansteigt.

Hier können Sie sich über den richtigen Zeitpunkt, Rhabarber zu ernten, informieren.

Das Blütengeheimnis: Warum Petersilie im zweiten Jahr gefährlich wird

Jetzt heißt es aufgepasst. Denn sobald die Petersilie zu blühen beginnt, sollte man nichts mehr von der Petersilie essen, keinen einzigen Pflanzenteil. Weder Kraut noch Blüten, Stängel oder Samen. Denn dort bildet sich der Giftstoff Apiol, der zu allergischen Reaktionen führen oder bei entsprechend hoher Dosis sogar Leber -und Nierenschäden verursachen kann. Studien haben gezeigt, dass Apiol bei Frauen Fehlgeburten auslösen kann und mitunter auch krebserregend ist.

Natürlich immer abhängig von der konusumierten Dosis.

Wie viel ist zuviel?: Die toxische Dosis von Petersilie

Bevor die Pflanze blüht, ist der Giftstoffgehalt und somit das Apiol in den Blättern zwar vorhanden, jedoch so gering, dass ein Mensch mit einem Gewicht von 75 Kilo fast zwei Kilo Petersilienblätter essen müsste, um eine toxische Dosis zu erreichen. So der Sondergarten Hamburg. Was bedeutet, dass der normale Konsum von Petersilie unbedenklich ist, solange die Pflanze nicht zu blühen beginnt.

Nicht allein: Weitere Pflanzen mit giftigen Eigenschaften

Doch ist die Petersilie nicht die einzige Pflanze ist, die giftige Eigenschaften hat. Viele Pflanzen, die wir in unserem täglichen Leben verwenden, sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Je besser wir über unsere Pflanzen Bescheid wissen, desto sicherer können wir uns unserer Kräuter bedienen.

Petersilie ist mehrjährig, blüht im zweiten Jahr und ab da sollten Sie sich vor ihr in Acht nehmen. Kulinarisch gesehen. Sie wird zur Giftpflanze und darf nicht mehr gegessen werden. Was ja auch schade um die schönen Blüten wäre.

Kein Drama, denn auch der Schnittlauch ist nicht mehr tellerfähig, kaum dass er Blüten treibt.

Ähnlich die Kartoffel oder der Erdapfel, wie wir ihn in der Steiermark etwas rustikal nennen und den immer ein Hauch von Pferdeapfel umflort. Linguistisch wie assoziativ gesehen. Ich bleibe sprachlich somit weiterhin bei der Kartoffel, die ebenfalls, wenn sie zu treiben beginnt, aus dem Verkehr gezogen werden sollte.

Weitere Beispiele gibt es zur Genüge, so man in die Tiefe geht. Und so habe ich mich natürlich gefragt, welche anderen Pflanzen ebenfalls giftig sind, die man kennen sollte. Der Sicherheit halber.

Hier die giftigen Pflanzen, die es seit 2005 ebenfalls aufs Stockerl des Sondergartens geschafft haben und die bisher mit dem Prädikat Giftpflanze ausgezeichnet worden sind.

Rückblick auf die “Giftpflanzen des Jahres” seit 2005

Hier die Liste der Giftpflanzen in chronologischer Reihenfolge:

  • 2005 Eisenhut
  • 2006 Pfaffenhütchen
  • 2007 Fingerhut
  • 2008 Herkulesstaude
  • 2009 Tabak
  • 2010 Herbstzeilose
  • 2011 Eibe
  • 2012 Goldregen
  • 2013 Kirschlorbeer
  • 2014 Maiglöckchen
  • 2015 Rittersporn
  • 2017 Tränendes Herz
  • 2018 Rizinus
  • 2019 Aronstab
  • 2020 Tollkirsche
  • 2021 Mohn
  • 2022 Kartoffel
  • 2023 Petersilie

(Quelle: Botanischer Sondergarten Wandsbek)

Und jetzt ein schönes Tässchen Tee: Petersilientee

Die Liste ist lang und die Kandidaten wohl bekannt. Vor lauter Schreck und Aufregung gönne ich mir jetzt ein gutes Tässchen Tee, einen Petersilientee. Selbstredend mit Blättern aus dem ersten Jahr. Warum das nicht nur meinen angegriffenen Nerven gut tut, können Sie hier nachlesen. Und dann werde ich hinaus in den Garten eilen und Petersilie aussäen.

Natürlich werden Sie jetzt wissen wollen, welche Pflanze das Rennen 2024 gemacht hat. Es ist der Blauregen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Petersilie: Vom Küchenliebling zur Giftpflanze des Jahres“

  1. Hallo Dani,
    von früher kenne ich noch die Warnung an schwangere Frauen, mit Petersilie vorsichtig umzugehen. Der Apiolgehalt ist hier das Problem. In sehr großen Mengen als Tee getrunken, wurde sie für Abtreibungen benutzt. Apiol steigert die Durchblutung des Unterleibs wohl drastisch. Bei Risikoschwangerschaften ist da Vorsicht geboten. Andererseits gibt es den Satz: “Petersilie hilft Männern aufs Pferd.” – naja – im übertragenen Sinn natürlich.
    Viele Grüße
    Claudia

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Daniela Cortolezis
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