Er ist wieder da. Der Altweibersommer in seiner vollen Pracht. Wie eine verspätete Liebeserklärung des Sommers an den Herbst, ein letztes Aufbäumen, bevor die Blätter fallen und die Tage kürzer werden. Tauchen Sie ein in diese zauberhafte Jahreszeit und entdecken Sie, was den Altweibersommer so einzigartig und faszinierend macht.
Inhalt
Ein Hauch von Sommer liegt in der Luft
Es gibt kein Entrinnen mehr, der Herbst macht sich breit. Sichtbar, spürbar und nachlesbar. Der Altweibersommer hat Fahrt aufgenommen und das Jahr steuert unweigerlich auf seine dritte Jahreszeit zu. Und doch liegt noch ein Hauch von Sommergefühl in der Luft.
Ganze Heerscharen von Bloggern laden seit Wochen ihre schönsten Indian Summer Fotos für ihre LeserInnen hoch, um diese auf die Goldene Jahreszeit einzustimmen und sie mit Herz in Wort und Bild zu erfreuen. Da muss dann doch was dran sein, an den Tagen zwischen den Jahreszeiten.
Doch bevor wir uns kopfüber in den Altweibersommer stürzen, zuvor noch ein kurzer Einstieg in die Jahreszeiten, die augenscheinlich einer gewissen Veränderung unterliegen. Denn plötzlich haben wir es hier mit drei Jahreszeiten zu tun, statt der gewohnten vier. Was überraschen mag. Wobei die Einteilung in Früh-und Spätsommer noch durchaus geläufig ist. Was aber ist die dritte Jahreszeit?
Die drei Jahreszeiten
Zum besseren Verständnis unternehmen wir eine kleine Zeitreise in eine andere Welt und erfahren dort, dass bis gegen 1800 herum das Jahr in zwei Jahreszeiten geteilt war und es nur Sommer und Winter gab. Unseren heutigen Frühling hieß man zu dieser Zeit Jungweibersommer und den Herbst sinnigerweise Altweibersommer.
Heute steht der Altweibersommer für die Goldene Zeit zwischen September und Oktober. Eine Zeitspanne, die geprägt ist durch ein letztes Aufflackern und Aufbäumen der Natur. Ein letzter Gruß des Sommers, bevor das Jahr endgültig Kurs in Richtung tiefster Herbst nimmt. Und allem, was damit einhergeht. Nieselregen, Kälte, Finsternis und Unlust, vor die Tür zu gehen. Relativ häufig, wie mir scheint.
Dieser Übergang, der uns allen, die wir nicht so erpicht auf den Herbst und seine Kollateralunannehmlichkeiten sind, scheint uns versöhnlich stimmen zu wollen und noch einen letzten Gruß vor dem großen, wie finsteren Finale zu senden. Mit dem Altweibersommer.
Was ist der Altweibersommer?
Der Altweibersommer ist eine besondere Wetterlage zwischen Spätsommer und Herbst. Die Natur scheint in dieser Zeit alles daran zu setzen, noch ein allerletztes Mal alles zu geben und besonders zu strahlen und die Welt in ein anderes, ein wunderbar warmes Licht zu tauchen. Die Tage sind noch sonnig und warm, aber die Nächte werden bereits kühler. In dieser Zeit erstrahlen die Blätter der Bäume in leuchtenden Farben, doch im Hintergrund bereitet sich die Natur langsam darauf vor, von der Bühne abzutreten. Macht sich bereit zum Rückzug.
Woher kommt der Altweibersommer und was hat er mit Spinnen und alten Weibern zu tun?
So schön diese „dritte Jahreszeit” auch sein mag, so komisch mutet der sie bezeichnende Name an. So dass man schon ins Grübeln geraten könnte ob der Frage, was das Weib im Altweibersommer verloren hat.
Indes, mit alten Weibern, wie es auch heute noch mancherorts despektierlich heißt, hat die goldene Jahreszeit rein gar nichts zu tun. Und so führt uns die deutsche Sprache manchmal durchaus in die Irre, wie in diesem Fall. Ableiten ist gut, aber nicht immer zielführend, da nicht zwingend richtig. Denn tatsächlich kommt das Wort aus dem Altdeutschen und dem Verb „weiben”. Was so viel bedeutet wie „spinnen” oder „Spinnfäden weben”.
Gemeint sind damit die vielen Spinnfäden, Flugfäden kleiner Spinnen, die bereits im späten Sommer frühmorgens überall auf Wiesen und Sträuchern zu sehen sind und vielerorts durch die Luft segeln. Mit Tautropfen behängt, können diese Seidenfäden durchaus anmuten wie Perlschnüre und mit ein bisschen Fantasie gleichen sie zarten Perlenketten, die alte Frauen um den Hals tragen. Und schon sind wir wieder auf Abwegen. Im Klischee wie auch im Irrtum.
Nicht unähnlich der irrigen Annahme, dass Spinnen sich nur auf ihren klapperdürren Beinchen fortbewegen können. Dass diese nicht immer willkommenen, da wenig possierlichen Tiere auch durch die Lüfte segeln können, ist noch nicht hinlänglich bekannt. Dafür umso erstaunlicher.
Von fliegenden Spinnen und Netzwerkern im Altweibersommer
Spinnen spinnen somit nicht nur, sie können auch fliegen.
Die aktiven Jungspinnen scheinen gerade um diese Jahreszeit kaum noch zu bremsen zu sein und wollen hoch hinaus. Magisch zieht es sie in die Lüfte und so machen sich Millionen junger, aber auch alter Kleinspinnen gegen Ende des Sommers bereit zum Ballooning. Als würden sie sich schwerelos vom Wind bis über die Wolken davontragen lassen.
Auf dem Weg dorthin produzieren sie hauchdünne und doch extrem elastische und äußerst widerstandsfähige Fäden, vorzugsweise an exponierten Stellen. An Zäunen, Mauervorsprüngen, Dächern. Um dort auf einen leichten Windhauch zu warten, der Spinne & Faden mit sich fortträgt und sanft durch die Lüfte weht. Herrscht dann auch noch die entsprechende Bodenthermik, kann die Reise in höhere Luftschichten beginnen. Die Spinnen heben einfach ab und fliegen davon. Wer hätte das gedacht!
Wie Spinnen ihre Netze bauen
Während dieser Zeit können Sie besonders gut beobachten, wie Spinnen ihre Netze bauen, um Insekten zu fangen. Die meisten Spinnen sind nachtaktiv und bauen ihre Netze in der Nähe von Lichtquellen, da sie wissen, dass Licht die Insekten magisch anzieht. Ein gefundenes Fressen. Spinnen sind zudem ausgezeichnete Jäger und können ihre Opfer meist schnell und effektiv fangen.
Dazu produzieren sie Seidenfäden, die sie aus einer Spinnwarze an ihrem Hinterleib absondern und knüpfen damit ihr Netz. Die dünnen Fäden sind mit einer klebrigen Substanz überzogen, sodass die Beute in ihnen hängen bleibt und sich nicht mehr befreien kann. Die Seide ist sehr stark und elastisch und falls doch einmal ein Netz beschädigt wird, können Spinnen dieses reparieren.
Diese Tatsache werde ich mir das nächste Mal vor Augen halten, sollte ich wieder einmal in ein Spinnennetz geraten und wild um mich herum zu fuchteln beginnen. Da steckt harte Arbeit dahinter.
Keine Angst vor Spinnen
Leider haben viele Menschen Angst vor Spinnen und doch verdienen die Kleinen auf ihren acht fragilen Beinchen eine faire Chance, sind sie doch in unseren Breitengraden meist völlig harmlos und nützlich und tragen zum Gleichgewicht der Natur bei. Haben sie doch Insekten zum Fressen gerne. Nicht nur im Altweibersommer.
Wenn Sie eine Spinne im Zimmer entdecken und diese entfernen wollen, können Sie einfach auf unblutige Spinnenjagd gehen. Dazu stülpt man ein Glas über die Spinne und schiebt ein Stück Papier über das Glas. Schon ist die Spinne arretiert, das Tier transportabel und kann im Freien wieder ausgesetzt werden kann. Auf dass sie weiter spinnt und wieder auf Insektenjagd geht. Die Natur nimmt ihren Lauf.
Naturbegeisterte, die sehen wollen, wie kunstvoll Spinnen ihre Netze knüpfen erfahren hier alles über Netz & Faden.
Garten im Altweibersommer
Wer genießt es nicht, sich eine Auszeit in der farbenprächtigen Natur zu nehmen und die Ruhe und Besinnlichkeit der Tage dazwischen zu genießen. Auch wenn Sie nicht gerade auf Spinnen-Exkursion unterwegs sind, sollten Sie sich zwischendurch immer wieder etwas Zeit gönnen, um nach draußen ins Freie zu gehen und tief durchzuatmen. Sehen Sie, wie sich die Blätter der Bäume langsam gelb, orange und in allen erdenklichen Rottönen verfärben, bevor diese den Garten unter einer dicken Laubdecke untergehen lassen.
Wir können das Naturschauspiel aus der ersten Reihe beobachten, wie sich alles verändert und die Farbenpracht des Herbstes genießen. Uns einstimmen auf den Rückzug ins Haus und uns auf die gemütlichen Abende im Kreis der Familie und mit Freunden freuen.
Dankbar sein für das, was wir haben, denn gerade jetzt ist die Natur besonders großzügig zu uns. Sie bietet noch einmal alles auf, schenkt uns üppige Ernte, frische, saftige Äpfel und Birnen, köstlichen Kürbis und herrliche Maronen.
Zudem die perfekte Jahreszeit, um Ihren Garten aufzufrischen, Pflanzenzwiebeln zu setzen und ihn für das kommende Jahr vorzubereiten. Tulpenfans finden hier alles über das Pflanzen von Tulpenzwiebeln.
Der Garten kann vor der kalten Saison noch einmal auf Blatt und Strauch genauestens inspiziert werden. Achten Sie auf die Blüten, die er uns noch bis zuletzt zum Geschenk macht und bewundern Sie die Farben, die der Garten ein letztes Mal verschwenderisch ins Rennen schickt. Riechen Sie den Herbst in der Luft? Merken Sie, wie die Tage würziger und die Nächte frischer werden?
Bewegung im Altweibersommer
Altweibersommer ist ein Begriff, der die Laune zu heben vermag. Dennoch verbinden viele Menschen den Altweibersommer mit einer Zeit des Abschieds und der Melancholie, doch er kann auch eine Zeit des Neuanfangs sein.
Nach heißen Tagen, die uns zur Untätigkeit bewogen haben, sind diese Altweibersommertage geradezu ideal, sich wieder auf den Weg zu machen, um sich draußen in der Natur zu bewegen. So ist der Altweibersommer eine herrliche Zeit, um den Alltag aktiver zu gestalten, sich mehr zu bewegen und sich sofort besser zu fühlen. Vielleicht sogar die Lust am Gehen zu entdecken. Es ist die perfekte Zeit, um neue Wege zu entdecken und die Gesundheit durch Bewegung im Freien zu verbessern.
Reichlich Bewegung an der frischen Luft ist nicht nur gut für Ihre körperliche, sondern auch für Ihre mentale Gesundheit. Es hilft Ihnen, den Kopf frei zu bekommen und neue Energie zu gewinnen. Man fühlt sich einfach wohler, wenn man sich regelmäßig bewegt. Gehen ist eine hervorragende Möglichkeite, fit und gesund zu bleiben.
Ganz egal, ob alleine oder in Gesellschaft, ob mit oder ohne Walking Stöcke. Am Ende erwartet uns ein schönes und entspanntes Körpergefühl.
So gesehen ist der Altweibersommer die perfekte Jahreszeit, um mehr Bewegung in Ihr Leben zu bringen. Das Wetter ist noch schön, aber nicht mehr so heiß wie im Sommer, so dass Sie sich leicht dazu motivieren können, mehr Zeit draußen zu verbringen. Gehen Sie spazieren, walken Sie oder machen Sie Nordic Walking – wie es Ihnen gefällt!
Und falls Sie nach ein bisschen Motivation suchen, um sich auf die Socken zu machen, schmökern Sie doch im neuen Garteninspektor Ratgeber “Über die Lust am Gehen“. Ganz nebenbei können Sie erfahren, warum es so gut tut, jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen und wie Sie Ihre tägliche Bewegung ganz einfach in Ihren Alltag integrieren können.
Im Altweibersommer und darüber hinaus.
Schreibe einen Kommentar