Achtung bei der Rhabarber Ernte. Es könnte giftig werden. Wer der Ansicht ist, Gärtnern sei nicht annähernd so aufregend wie Wellenreiten, Bergsteigen oder Bungee Jumping, der möge die folgenden Zeilen gut studieren und aufmerksam mit den Früchten der Natur umgehen. Denn im Garten geht’s zu wie im Dschungel. An jedem Eck und hinter jedem Busch, ja selbst im Gemüsebeet lauern teuflische Gefahren. Achtsamkeit und höchste Aufmerksamkeit ist angesagt. Selbst beim so harmlosen Genuss wie einer Rhabarberstange.
Inhalt
Ist Rhabarber Obst oder Gemüse?
Ist Rhabarber eigentlich Obst oder Gemüse? Obst, behaupten die Einen. Denn wenn man Rhabarber zum Backen und für Süßspeisen verwendet, deutet alles auf Obst hin. Irrtum!
Andere Länder, anderes Obst und Gemüse
In Europa gilt Rhabarber als Gemüse, in den USA hingegen als Obst. Verkehrte Welt werden Sie jetzt womöglich denken. Stimmt. Und in Amerika geht man sogar noch einen Schritt weiter und feiert am 9. Juni den Strawberry-Rhubarb-Pie-Day, den Tag des Erdbeer-Rhabarber-Kuchens.
Sehen wir uns die Sachlage einmal etwas genauer an. Was ist Rhabarber nun wirklich?
Botanische Zuordnung von Rhabarber
Rhabarber ist eine Gemüsestaude, eine ursprünglich aus China stammende Pflanze, deren Wurzeln auch heute noch in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) als Heilpflanze verwendet werden. Aber wirklich nur die Wurzeln!
Botanisch gesehen ist der Rhabarber somit ein Gemüse, wird aber häufig als Obst behandelt, da er in der Regel in süßen Rezepten verwendet wird. Er ist Teil der Familie der Knöterichgewächse und wächst in kräftigen Sträuchern, die bis zu zwei Meter hoch werden können. Die langen, dicken Stängel sind essbar und haben einen sauren Geschmack, was zu der Annahme führen dürfte, es handle sich um Obst.
Doch obwohl Rhabarber hauptsächlich in süßen Gerichten verwendet wird, macht er sich auch als Gemüse in Suppen und Eintöpfen vortrefflich. Wobei er dann gerne und ebenso oft mit anderen Gemüsesorten kombiniert wird, um den sauren Geschmack zu mildern.
Vorsicht: Giftige Rhabarber Blätter
Die Blätter gelten als weitgehend giftig und die roten oder grünen Stangen dürfen keinesfalls roh verzehrt werden. Wird Rhabarber gedünstet, ist es selbst in diesem Fall angezeigt, das Kochwasser danach wegzugießen, da es Reste von Oxalsäure enthält, die sich ungünstig auf den Körper auswirken können.
Rhabarber Ernte: Die Faustregel für sichere Ernte
Für nahezu alles lässt sich eine Faustregel aus der Kiste des alten Gartenwissens ziehen, so auch für den Rhabarber und den perfekten Zeitpunkt, ihn zu ernten.
Gebrauchsanweisung für Rhabarber: Die Reifeprüfung
Die Rhabarber Ernte Deadline ist in Stein gemeißelt und man fragt sich jetzt zu Recht, wie es denn umgekehrt aussähe, so man zu ernten beabsichtige. Ab wann die speziellen Stangen eigentlich reif sind und woran man das richtig erkennen kann.
Hier die wichtigste Regel, um zu erkennen, ob der Rhabarber die nötige Reife hat. Für die Früchtchen, die eigentlich Gemüse sind.
Bereits ab April kann theoretisch geerntet werden, praktisch jedoch sollte man dem die folgende Reifeprüfung voranstellen. Denn auch Nachzügler wollen gut geprüft und vor allem sicher auf den Teller kommen.
Rhabarberkenner wissen genau, dass die Stangen besonders zart und weich schmecken, wenn sie noch jung und frisch sind. Dabei spielt die Farbe keine Rolle, gibt es doch roten Rhabarber, grünen und rot-grün gemeschten, so es sich um Haare handeln würde.
Greifprobe oder wie fühlt sich reifer Rhabarber an?
- Mit einer kleinen Greifprobe lässt sich jedoch in Sekundenschnelle feststellen, wie es um den aktuellen Reifegrad bestellt ist. Dazu organisiert man sich eine der Stangen am Stock und streicht über die Innenseite. Ist diese glatt und glänzt schön, kann über eine sofortige Ernte spekuliert werden. Die Stange ist reif.
- Spürt man jedoch noch ein paar Rillen und Wellen an der Oberfläche und unter den Fingern und ist die Stange farblich leicht matt, ist es angezeigt, weiterhin ein wenig Geduld an den Tag zu legen und noch etwas abzuwarten.
Ab welcher Größe darf Rhabarber geerntet werden?
Als Augenmaß gilt eine Mindestlänge von 30 Zentimetern und ein Umfang von guten 2 Zentimetern. Ab diesen Idealmaßen für ein fruchtig zartes Rhabarbergericht darf den Stangen bedenkenlos der Hals umgedreht werden, denn geschnitten werden wollen sie nicht. Schneidet man sie hingegen einfach ab, raubt das der Pflanze nur ihre Kraft und die Fäulnisgefahr nimmt zu.
Rhabarber Ernte-Deadline: Sichere Ernte bis zum Johannistag, am 24.Juni
Die Deadline, um Rhabarber zu ernten, ist kalendarisch auf den Tag genau limitiert, punktgenau, wobei von April bis exakt zum 24. Juni, dem Johannistag und keinen Tag länger, geerntet werden darf. Dieser Zeitraum möge akribisch genau eingehalten werden, denn danach steigt der Oxalgehalt in den Stängeln deutlich an und diese sollten nicht mehr gegessen werden.
Ob es sich bei dieser Dead Line nur um eine alte Bauernregel handelt und was genau dahinter steckt, können Sie hier unter Save the Date! nachlesen.
Wie auch immer Sie an den Rhabarber heran kommen, ob man Rhabarber selbst anbaut oder sich lieber beim Marktstand seines Vertrauens mit den sauren Stangen eindeckt, ist reine Geschmackssache. Doch ob aus dem eigenen Gemüsegarten oder vom Markt, auf eines jedoch sollte man in jedem Fall bei der Verarbeitung achten…
Achtung! Versteckte Gefahr beim Genuss der sauren Stangen
Rhabarber ist eine köstlich saure Erfrischung mit nur wenigen Kalorien! Zartestes Himbeeraroma und herbe Säure begeistern den Gaumen in süßen und pikanten Speisen. Aber Achtung, passen Sie gut auf den meist hohen Zuckergehalt in Rhabarbergerichten auf.
Zuckerfrei ist in diesem Zusammenhang kaum denkbar. Nicht mehr als eine Illusion!
Rhabarber Kuchen: Ein himmlisches Rezept
Rhabarber Datschi* und das Geheimnis guten Geschmacks
Für alle Anhänger der Devise „Sauer macht lustig“ ist der Himbeer-Rhabarber Datschi ein Riesenspaß, oder eine Mordsgaudi, wie es in Bayern heißt. Und aus Bayern, genau genommen aus Augsburg, kommt auch der Datschi, wobei Datschi vermutlich „flach drücken“ bedeuten dürfte. Denn genau das ist das Geheimnis eines perfekten Datschis, sein Markenzeichen. Im Idealfall schön flach.
Für mich kann der Teig nicht dünn genug sein und muß unbedingt bestens bestückt sein, damit der Frucht- oder, im Fall des Rhabarbers, der Gemüsesaft den Hefeteig schön saftig macht.
So lecker wie bei Oma!
Zutaten für den Datschi Teig:
Bereiten Sie einen Hefeteig aus folgenden Zutaten zu:
- 400g Mehl,
- ½ Hefewürfel in einer Tasse lauwarmer Milch auflösen,
- 1 Prise Salz,
- 50g Zucker,
- 50g weiche Butter,
- 2 Eier
Daraus einen Hefeteig kneten, an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich der Teig verdoppelt hat. Diesen auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech hauchdünn ausrollen.
Für den Rhabarber Belag:
Verwenden Sie roten Rhabarber, auch Himbeer-Rhabarber genannt. Vorzugsweise dünne Stängel. Sie sind weniger sauer, enthalten weniger Oxalsäure und müssen nicht geschält werden. Quasi „pret a manger“.
Falls doch notwendig, die eine oder andere Stange etwas entfädeln, in kleine Stücke schneiden, nach Lust und Geschmack zuckern, den Teig üppig damit belegen und bei 200 Grad ca. 35 bis 40 Minuten backen.
Gut auskühlen lassen, Staubzucker obendrüber und genießen!
An Guadn!**
* Datschi…Kuchen
** an guadn…guten Appetit!
(Quelle: Bayrisch für Anfänger)
Verspeisen Sie den Rhabarber Datschi mit einem maximalen Belag an Erdbeeren und Himbeeren, die im Übrigen vorzüglich dazu passen. Die eine oder andere Heidelbeere sorgt zusätzlich nicht nur für einen Extrakick Farbe am Teller. Ein richtiger Gesundbrunnen, so ein Datschi.
Auf diese bekömmliche Art und Weise können Sie sich naschenderweise Ihrem Tagessoll an Obst und Gemüse annähern. Von den fünf empfohlenen Portionen Obst und Gemüse pro Tag, haben Sie mit dieser Bäckerei schon vier davon am Teller.
Naschen Sie trickreich!
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