Gärtnern ist mein Urlaub im Garten, selbst im Februar

WENN IM FEBRUAR DER GARTEN WIEDER ERWACHT Endlich wieder gefühlter Frühling, endlich Garten. Die schönen Stunden im Grünen beginnen in der Sekunde, ohne saisonalen Vorlauf. Es wird wieder Hand angelegt, so lange dieselbe anstandslos mitmacht. Und das sollte sie, denn es gibt jede Menge zu tun im Februargarten.


WILDE GÄRTNERINNEN UNTERWEGS IN DIE NEUE SAISON

Während beflissene Heimwerker das Kaiserwetter dazu nutzen, ihre Gärten aufzupeppen und die Terrasse startklar zu machen, Schaukeln fixieren und den Grill auf Funktionstüchtigkeit hin überprüfen, rennen die endgültig nicht mehr zu bremsenden Gärtnerinnen wie blinde Hühner durchs Gelände, um den Garten aus dem Winterschlaf aufzuwecken. Getroffen haben sich alle kurz zuvor im Gartenbaucenter, um Werkzeug, Baumaterial und so vielen Pflanzen, Blumensamen und Erde, wie der Kofferraum zulässt, nachzulegen.

Denn niemand weiß, wie lange wir noch, pandemisch bedingt, in unseren Reiseplänen beschränkt sind, was uns GärtnerInnen in tiefster Seele weniger belastet, als manche vielleicht zugeben würden. Der Garten macht’s möglich.

Auch ich bin nicht mehr zu halten, habe die Schubkarre aus dem Keller gezogen und entstaubt, die Handschuhe angeworfen und bin ins Feld gezogen. Wie ein Siedler, der sich sein neues Land untertan machen will. In meinem Fall selbstredend altes Land.

Wie eine wildgewordene Gärtnerin, die keine Minute länger warten kann, endlich den ersten und befreienden Schnitt an Baum und Strauch zu setzen. Der ein Signal an die Natur ist, jetzt wieder gemeinsame Sache zu machen. Die sich nach bunten Blumen in jedem Eck und Ende sehnt und dazu wie eine Maschine durch den Garten pflügt, um diesen wieder startklar macht. Auch wenn man mit den Gummistiefeln im feuchten Boden beängstigend tief einsinkt und diese noch eher einer Matschwiese mit Wühlmausbetrieb denn einem Rasen gleicht.

Mir macht das alles nichts, ich nehme das gerne und ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf und sehe großzügig darüber hinweg. Denn ich will jetzt auf der Stelle meinen Garten bewirtschaften und hole ihn mir wieder zurück.

So geht Frühling!

GARTENARBEITEN IM FEBRUAR UND DIE FRAGE, WAS GESCHNITTEN WERDEN SOLL

Gartenarbeiten im Februar sind ein Hochgenuss, denn der Garten zeigt sich gerade während dieser Wochen in transparenten Zustand und präsentiert seine Zuckerseite genauso wie die blinden Flecken auf dem Silbertablett. Wie einfach ist es jetzt, den richtigen, den perfekten Schnitt anzusetzen, neue Gartenplätze oder Wege zu planen. Alles ist übersichtlich, so auch die To-do-Liste für einen neuen Anlauf auf dem Weg zum eigenen Paradiesgarten.

Finden Sie hier (m)eine Aufstellung, die im Februar auf meiner Garten-Agenda steht. Selbst wenn es von der Natur aus gesehen gar nicht notwendig wäre, Bäume und Sträucher zu schneiden. Theoretisch.
Praktisch jedoch ist nicht immer genügend Platz für Mammut-Bäume im Garten, ebenso wie nicht jeder unserer Sträucher die Möglichkeit hat, ungezügelt und ausufernd Raum für sich einnehmen. Leider. Auch soll es vorkommen, dass Pflanze und Standort nicht kompatibel sind, von Beginn an oder erst im Lauf der Zeit. In einem solchen Fall ist es von Vorteil, im Sinne des Gartens korrigierend einzugreifen. Was ich Jahr für Jahr um diese Jahreszeit auch mache. Eingreifend korrigieren, mal mehr, mal weniger. 

WAS IM FEBRUAR GARTEN ZU TUN IST – MEINE BESTEN GARTENTIPPS FÜR DAS NOCH JUNGE GARTENJAHR

  • Obstbäume schneiden. Um ihnen Luft in der Krone zu verschaffen, werden senkrecht nach oben wachsende Triebe und nach innen wachsende Äste heraus geschnitten.
  • Hartriegel, egal welcher Couleur, wird am Ende des Winters zurückgeschnitten, um auch in den nächsten Jahren seine auffällige Rinde in Gelb, Rot oder Grün zu erhalten. Alte Triebe werden dabei bodennah entfernt, wodurch der Neuaustrieb gefördert wird und die Farbe kräftiger wird. Den Blumenhartriegel hingegen rühre ich heuer nicht an, da er von Jahr zu Jahr schöner blüht und noch in Facon ist.
  • Mäuselöcher, die mich glauben lassen, ich sei auf einem Acker, werden speziell behandelt und mit frischem zerdrücktem Knoblauch gewürzt. Was hoffentlich so schlecht ankommt wie ein Schluck vergorene Buttermilch im Mäusebau. An der Nachhaltigkeit der Schärfe feile ich allerdings noch.
  • Sommerflieder, der an mehreren Stellen in meinem Garten bereits über zwei Meter hoch und nicht minder breit ist, bekommt wie jedes Jahr einen kräftigen Rückschnitt. Heuer bin ich bewusst früher dran, denn je eher der Flieder gestutzt wird, desto früher blüht er im Sommer. Da er am einjährigen Holz blüht, verträgt er selbst einen radikalen Rückschnitt.
  • Gleich verfahre ich mit meinen beiden Bartblumen, denen ebenfalls ein mutig angesetzter Schnitt nur guttut und zu vitalen Trieben führt.
  • Abgestorbene Stauden wie Phlox werden direkt über dem Boden abgeschnitten, sobald sich junge Triebe von unten zeigen.
  • Pampasgras auf 10 cm Höhe über dem Boden einkürzen, auch wenn es schwerfällt, attraktiv, wie sich die Buschen im Wind wiegen und im Sonnenlicht glitzern. 
  • Die Hortensien bekommen einen Formschnitt, nur die alten Bauernhortensien bleiben wie sie sind und es werden lediglich die alten, meist schon abgeknickten Blüten abgezwickt.
  • Laub zusammenrechen, den Rasen wieder atmen lassen und staunen, was sich unter der Decke schon alles verbirgt.
  • Sich an den mittlerweile überall herauslugenden Schneeglöckchen erfreuen!
  • Rhododendren bleiben normalerweise vor meiner Schere verschont. Außer, sie sind knorrig, verholzt und unansehnlich. Dann hilft eine Radikalkur, bei der Äste und Zweige bis auf einen halben Meter zurückgeschnitten werden.
  • Auch die Azaleen sind heuer an der Reihe, einen Formschnitt abzubekommen. Überaltert, vergreist und von innen her verkahlt, wird ihnen der Schnitt nur zum Vorteil gereichen. Schnittverträglich wie sie sind.
  • Nach dem Bärlauch Ausschau halten, ob die ersten Spitzen schon zu sehen sind und gegebenenfalls schon einmal ein Bärlauch Risotto Rezept herauskramen. Wer sich inspirieren lassen möchte, findet hier ein frühlingshaftes, würziges Rezept, das ganz einfach zum Nachkochen ist. 
  • Das Saatgut sichten und auf Keimfähigkeit prüfen. Dazu nimmt man ein paar Samen aus dem Päckchen, legt sie auf Küchenrolle oder Kaffeefilter und hält sie bügelfeucht. Wenn mehr als die Hälfte aufgehen, kann man selbst auch davon ausgehen, dass noch Leben in ihnen steckt. Für eine übersichtliche Aufbewahrung übers Jahr eignet sich ein nach Monaten organisierter Karteikasten vorzüglich und der richtige Zeitpunkt, das Saatgut auszubringen, wird nie mehr übersehen.
  • Wenn’s dann doch passiert und Blumenzwiebeln und Saatgut übers Jahr liegenbleibt, was immer wieder vorkommen soll, kann man flink nachjustieren. Falls also nicht schon im Spätherbst erfolgt, können Blumenzwiebeln in Trögen mit Erde versenkt und später ins Beet gepflanzt werden. Solche Nachzügler blühen dann zwar erst etwas später, was aber blühstrategisch gesehen kein Nachteil sein muss, wenn im Beet länger Betrieb ist.
  • Pflanzen, die der Frost aus der Erde herausgedrückt hat, wieder gut eingraben.
  • Wenn Sträucher über den Winter in Schieflage geraten sind, diese wieder aufrichten und mit etwas Bambus, so vorhanden, oder mit Ästen stützen.
  • Fröhlich, gelbe Winterlinge suchen und sich darin sonnen.

Wenn ich dann noch immer nicht genug habe, könnte ich natürlich auch noch den Keller in Angriff nehmen und aufräumen. Lieber jedoch stürze ich mich nach getaner Outdoor Aktivität direkt auf meinen Indoor Jungle, denn auch dieser will bestellt werden.

So gesehen gleicht der innere Gärtnerinnen Motor wohl der berühmtesten Batterie aus der Werbung, läuft unermüdlich weiter, sogar dann, wenn die Sonne untergeht und rundum langsam Ruhe einkehrt und die Beine hochgelegt werden. Doch Gärtnerinnen laufen und laufen und manche von ihnen, so wie auch ich seit geraumer Zeit, messen ihre Schritte, die sie an so einem Tag abgespult haben, mit Hilfe eines Schrittzählers. Ganz schön clever und ziemlich motivierend, denn gar nicht so selten absolviert man unmerklich und wie nebenbei noch ein paar extra Kilometer vor der Haustür. Abzulesen direkt am Handgelenk.

Und so ist es kein Wunder, dass sich Tage wie diese am Ende so köstlich wie ein kleiner Aktiv-Urlaub zuhause anfühlen. In meinem Fall wie einer, der gerne mit einer Runde Wellness im heimischen Spa abgerundet werden will.

So geht Urlaub im Garten!


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Daniela Cortolezis
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